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Der Trainer Franco Foda wird wohl noch so manches Feld betreten. Doch als Teamchef hat er demnächst ausgedient.

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Peter Stöger gilt als Favorit auf den Teamchefposten.

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Marko Arnautovic (r.) dürfte bald seinen Rücktritt verkünden.

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ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel soll einen neuen Teamchef finden.

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Am frühen Freitagnachmittag ist Österreichs Fußballteam in Wien gelandet, es wurde praktisch nicht gelacht, höchstens aus Verzweiflung. Sie waren niedergeschlagen, der Vorabend hatte sämtliche Träumereien beendet. Das durchaus verdiente 1:2 in Cardiff gegen Wales und Gareth Bale sorgte für Klarheit – Österreich muss die absurde WM im Katar boykottieren.

Bereits die Qualifikation war schlimm, Platz vier hinter Dänemark, Schottland und Israel. Der Weg über die Nations League, das Playoff, war ebenfalls zu steinig. Teamchef Franco Foda ist fast schon Geschichte, sein Vertrag endet am 31. März. Am Dienstag ist er zum letzten Mal auf der Bank, im Happel-Stadion steigt ein vielleicht nicht völlig sinnloser, aber doch recht wertloser Test gegen Schottland. Es wurden im Vorfeld 2000 Karten verkauft, dabei dürfte es auch bleiben. Ein Argument dafür, doch zu erscheinen, ist, dass 50 Prozent der Einnahmen an die Ukraine-Hilfe überwiesen werden. Der Fußballbund hat halt keinen Teamchef, aber Herz. Präsident Gerhard Milletich versicherte, dass Foda den Kontrakt erfüllt. "Er hat es verdient."

Fodas Ansicht

Die Alternative wäre, gegen Schottland ganz ohne Trainer zu spielen. Vielleicht wäre es respektvoller gewesen, Foda sofort von seinen Aufgaben zu entbinden, ihm Pfiffe zu ersparen. Andererseits will der 55-jährige Deutsche nicht im letzten Moment davonrennen. Immerhin schaffte er ja das Achtelfinale der EM. Er sagte noch in Cardiff: "Ich bin mit Stolz Nationaltrainer." Das Scheitern begründete er "mit vielen Kleinigkeiten, die nicht gepasst haben. Im Fußball ist es immer sehr knapp." Und er verwies auf das Scheitern Italiens an Nordmazedonien. Irritiert hat Foda mit seiner Meinung über Tormann Heinz Lindner, den besten Österreicher, er hatte noch Schlimmeres verhindert. "Er hat zwei Bälle gehalten."

Ein mehr als vier Jahre währendes Missverständnis, mit Ausreißern nach oben (EM-Achtelfinale, Aufstieg in der Nations League), hat sich erledigt. Die Ära war mitunter von Langeweile, Plattitüden und Stehsätzen geprägt. "Es kommt auf uns an", "Wir haben Qualität", "Wir sind hochmotiviert." Der Spielstil war allzu oft eine optische Beleidigung. Dabei ist die aktuelle Generation durchaus begabt. Foda ließ praktisch nie agieren, er reagierte nur. Und das oft flach. Er hat sukzessive die Mannschaft verloren.

Kriterien für den Neuen: Gut und finanzierbar

Milletich sagte: "Die Enttäuschung ist sicher groß. Aber im Fußball gibt es Niederlagen und Siege. Wir müssen das jetzt verarbeiten." Sportdirektor Peter Schöttel (55) wurde damit beauftragt, zu sondieren, fündig zu werden. Die Vorgabe des Präsidenten lautet: "Schöttel ist derjenige, der hier das Heft in der Hand hat und auch in der Pflicht steht. Der Neue muss gut und finanzierbar sein." Schöttel selbst stehe überhaupt nicht zur Disposition. Das Präsidium tagt am 29. April. Milletich: "Eventuell können wir auch schon früher einen neuen Teamchef vorstellen."

Xaver Schlager und David Alaba haben am Freitag das Teamcamp verlassen. Schlager ist ja erst von einem Kreuzbandrisse genesen, Alaba ist überspielt, bei Real Madrid im Dauerstress, die Belastung bedarf einer Steuerung. Marko Arnautovic ist noch da, er dürfte aber seine Nationalteamkarriere bald beenden. Zumindest hat er das in Cardiff recht deutlich angedeutet. Er wird im April 33 Jahre alt, die WM 2026 ist für ihn und seinen Körper kein Thema mehr. Auch ein Arnautovic muss Träume unrealisiert lassen.

Wien vs. Red Bull

Stürmer Sasa Kalajdzic drückte am Tag danach die Stimmung so aus: "Es geht uns nicht gut, wir sind extrem enttäuscht, ich kann es nicht in Worte fassen." Und was sagt er über Foda? "Nichts, ich bin Spieler, darum kümmern sich andere Leute. Für uns ist egal, wer an der Seite steht. Wir geben für Österreich alles."

Schöttel sagte, man werde natürlich auch mit Foda sprechen, das habe er sich verdient. Es wird wohl ein kurzes Gespräch werden, eine Weiterverpflichtung ist auszuschließen, da wäre man im Erklärungsnotstand. Schöttel nannte keine Namen, aus Respekt vor Foda. Was der neue Teamchef braucht? "Fachkompetenz, Sachkompetenz, soziale Kompetenz, er muss mit Kritik umgehen können. Und er muss die Umstellung akzeptieren, als Teamchef hat man wenig Zeit, man kann mit den Spielern nicht täglich arbeiten." Er müsse die beiden Strömungen im österreichischen Fußball vereinen.

"Die Red-Bull-Gruppe, die körperbetont ist, und die Wiener Gruppe, zu der zähle ich Alaba, Arnautovic oder Baumgartner, die gerne den Ball am Fuß hat. Es geht um Abläufe, darum, die Gruppen zu vereinen." Und: "Ja, wir haben unsere Ziele klar verfehlt, daran werden wir lange knabbern müssen."

Schöttel nennt also keine Namen. Peter Stöger ist frei, wird als Favorit gehandelt. Er zeigte schon mehrmals Interesse. Wie auch Andreas Herzog, der aber schon gefühlte 23 Mal nicht Teamchef wurde. Es gibt auch noch Adi Hütter, Oliver Glasner oder Ralph Hasenhüttl, die haben aber sehr gute dotierte Vereinsjobs im Ausland. Sie können täglich arbeiten. (Christan Hackl, 25.3.2022)