Eine US-Studie betont, wie wichtig die Corona-Impfung für Schwangere ist.

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Berlin – Durchbruchinfektionen mit der Omikron-Variante des Coronavirus erhöhen nach Angaben des Immunologen Carsten Watzl den Immunschutz Geimpfter erheblich. "Eine Infektion ist wie eine einzelne Impfdosis", sagte Watzl der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). "Für Geimpfte wirkt sie wie ein Booster mit einem angepassten Impfstoff."

Die momentan hohe Zahl an Infektionen und der damit einhergehende Immunschutz kann sich nach Ansicht des Generalsekretärs der Deutschen Gesellschaft für Immunologie im Herbst auszahlen – "wenn keine neue gefährlichere Variante kommt".

Ob eine Impfpflicht angesichts dessen überhaupt noch nötig sei, sei "die 100.000-Dollar-Frage". Bleibe Omikron die vorherrschende Variante, komme man vermutlich auch ohne Impfpflicht vergleichsweise gut durch die kalte Jahreszeit. "Das pessimistische Szenario wäre eine Virusvariante, die so krank macht wie Delta und so ansteckend ist wie Omikron. Dann hätten wir mit der großen Zahl an nicht geimpften Menschen wieder ein großes Problem."

Für Ungeimpfte bringe auch eine durchgemachte Omikron-Infektion keinen vernünftigen Schutz vor einer schweren Erkrankung mit einer anderen Virusvariante. "Hier stellt sich die Frage der Impfpflicht als Vorsorgemaßnahme. Als Immunologe bin ich natürlich immer für das Impfen, weil es nachgewiesenermaßen sicherer ist als eine Infektion."

Studie: Infektion erhöht Gefahr der Schwangerschaftskomplikationen

Eine Studie der Kaiser-Permanente-Krankenversicherung im US-Bundesstaat Kalifornien hat indes die Bedeutung der Covid-19-Impfung für Schwangere unterstrichen. Sie hat ergeben, dass eine Infektion mit Sars-CoV-2 die Gefährdung von werdenden Müttern durch schwere Schwangerschaftskomplikationen insgesamt verdoppelt. Unter anderem wurden stark vermehrte Thrombosen und Frühgeburten registriert, wie ein Autorenteam jetzt im Fachblatt "JAMA Internal Medicine" berichtet hat.

Die US-Krankenversicherung ist seit Jahrzehnten in der medizinischen Fachwelt für ihre epidemiologischen Untersuchungen bekannt. Assiamira Ferrara und ihre Co-Autoren haben die Daten von 1.322 schwangeren Covid-19-Patientinnen im ersten Jahr der Pandemie mit 42.554 Schwangeren ohne durch PCR-Test belegter Infektion verglichen. Obwohl laut dem Deutschen Ärzteblatt zu Beginn der Pandemie in Kalifornien wegen zu wenig verfügbarer Tests nur rund ein Drittel der Schwangeren überhaupt auf Sars-CoV-2 untersucht werden konnten, zeigte sich bei den Infizierten insgesamt ein um den Faktor 2,45 erhöhtes Risiko für schwere Erkrankungen.

Thrombosen, Embolien, Frühgeburten

So betrug die Häufigkeit des Auftretens von Thrombosen und Embolien bei unter den Sars-CoV-2-Infizierten etwa das Dreifache, im Zeitraum, in dem schließlich alle Schwangeren untersucht wurden, lag die Häufigkeit für Thromboembolien sogar beim mehr als Sechsfachen. Die Häufigkeit von Frühgeburten stieg auf das Doppelte.

"Es ist bekannt, dass eine Infektion mit Sars-CoV-2 für Schwangere besonders gefährlich ist. Von den 1.332 Versicherten von Kaiser Permanente in Kalifornien, bei denen im ersten Jahr der Pandemie eine Infektion mit Sars-CoV-2 nachgewiesen wurde, mussten 76 (5,7 Prozent) im Krankenhaus behandelt werden, 28 (2,1 Prozent) entwickelten ein Atemnotsyndrom (ARDS) und zwölf (0,9 Prozent) eine Sepsis", hieß es in der medizinischen Fachzeitschrift mit Verweis auf das Journal der American Medical Association (JAMA).

Risikofaktoren

Wichtigster Risikofaktor für den schweren Verlauf einer Sars-CoV-2-Infektion sei mit einem siebenfach erhöhten Risiko ein bereits vor der Schwangerschaft bestehende Zuckerkrankheit gewesen. Adipöse Schwangere waren unter den Covid-19-Betroffenen mit einem schweren Krankheitsverlauf ebenfalls häufiger zu finden (plus 50 Prozent), auch Schwangere mit Bluthochdruck (plus 44 Prozent) und ältere werdende Mütter (über 40 Jahre/plus 77 Prozent).

Auf die Neugeborenen hatte das alles keine statistisch signifikante Auswirkung, was deren Zustand nach der Geburt betraf. Allerdings war die Beobachtungszeit zu kurz, um längerfristige Entwicklungsstörungen durch die vermehrten Frühgeburten zu berücksichtigen. "Die Studie bestätigt damit die bisherigen Erfahrungen, nach denen Sars-CoV-2 im Unterschied zum Röteln- und auch zum Zikavirus den Fetus nicht direkt schädigt. Die höhere Zahl von Frühgeburten könnte sich allerdings ungünstig auf die Entwicklung der Kinder in den ersten Lebensjahren auswirken.

Die Impfung gegen Covid-19 wird Schwangeren seit Vorhandensein der Vakzine von Fachleuten und Expertengremien besonders empfohlen. Sie sollte ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel erfolgen und schützt dann auch die Neugeborenen durch die ursprünglich von der Mutter stammenden Antikörper. (APA, dpa, 26.3.2022)