Ein Transparent von einer Klimademo im Passau am 25. März 2022

Foto: Imago/Dominik Kindermann

Früher gab es einmal Taka-Tuka-Land, heute gibt es Woko-Woko-Land. Woko-Woko-Land hat kein Staatsgebiet, tendiert aber dennoch zur Ausbreitung im gesamten Westen. Seine Bewohner wollen nur das Gute und haben prinzipiell immer recht, daher sind sie auch über jede Diskussion mit Andersmeinenden erhaben. Und: Woko-Woko-Leute haben den absolut perfekten Sinn für eine korrekte Hierarchie der Werte.

Haarschnitt wichtiger als Protest

Der Ortsgruppe Hannover von Fridays for Future (FFF) war vergangene Woche der Protest gegen die Klimakatastrophe weniger wichtig als der Haarschnitt der Sängerin Ronja Maltzahn, die wegen angeblicher kultureller Appropriation (keine Dreadlocks auf weißen Köpfen!) kurzerhand ausgeladen wurde: Scher dich, zum Teufel, oder bleib zu Hause! Dass Aktionen wie diese allen ignoranten Büffeln, die den Klimawandel für eine Schimäre halten, eine Steilvorlage liefern, scheint den Hannoveranern so gleichgültig zu sein wie ihr imperiales Gehabe.

Sympathisanten mühelos vergraulen

Das Problem der FFF-Leute ist offenbar, dass sie, anstatt auf ihr Kernanliegen zu schauen, die peinliche Erfüllung einer intersektionalen Pflichtenliste einfordern (sich des Weißseins schämen, politisch korrekte Frisur, Gendern etc.). Damit kann man auch Sympathisanten mühelos vergraulen. Der Soziologe Sven Hillenkamp rät dringend zu einer Strategiedebatte, wie FFF Mehrheiten gewinnen könne. Sonst drohe die Angst vor den Rettern größer zu werden als die Angst vor der Katastrophe. (Christoph Winder, 27.3.2022)