Das Testsystem wird in vier Tagen umgestellt – und zwar auf neun verschiedene Arten und Weisen.

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Ab Freitag, den 1. April, soll es deutlich weniger Gratis-Corona-Tests geben. So hat es Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) angekündigt, so steht es nach wie vor auf der Website des Gesundheitsministeriums. Schon am Freitag gab es dazu Gespräche auf Beamten- und Beamtinnenebene, einige politische Entscheidungen stehen aber noch aus. Noch immer sind wesentliche Details unklar.

Im Gesundheitsministerium verweist man bei offenen Fragen seit Tagen darauf, dass die Umsetzung – so wie bisher – in der Alleinverantwortung der Länder liegen werde. Dort soll auch die Kontrolle darüber liegen, dass tatsächlich nur noch je fünf Antigen- und PCR-Tests pro Monat und Person abgegeben werden.

Was bislang klar ist

Angekündigt wurde auch, dass es in vulnerablen Settings noch mehr Tests geben soll. Das betrifft laut Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) alle Personen im Umfeld von Pflegeheimen: Besucher, Mitarbeiterinnen, Bewohner und externe Dienstleisterinnen. Das Gleiche gilt für Kuranstalten, Krankenhäuser, Rettungsdienste sowie Elementarpädagogen und betreute Kinder.

Außerdem – auch das war Thema bei Besprechungen am Freitag – soll es für jene Personen, die noch Tests zu Hause haben, die Möglichkeit geben, doch noch mehr PCR-Tests abgeben zu können. Und: Symptomatische Personen sollen sich ebenfalls weiterhin testen lassen können, laut Rauch soll die Corona-Hotline 1450 da die Anlaufstelle bleiben. Klar ist mittlerweile auch, dass es die fünf Gratis-Antigentests erst ab 9. April geben wird, denn dafür muss noch eine Sitzung des Bundesrates abgewartet werden.

Neun Länder, neun Lösungen

Alles, was darüber hinaus geht, will der Bund den Ländern ab kommenden Freitag nicht mehr finanzieren. Nur: Es gibt bislang kein zentrales System, wie jemand feststellen könnte, wer aus welchen Gründen bereits wie viel getestet hat. Und damit auch, soweit bekannt, noch kein System, wie die Finanzierung abgewickelt werden soll. Angekündigt wurde eine Verordnung des Gesundheitsministeriums, die steht derzeit noch aus.

So arbeitet momentan jedes Bundesland an seiner eigenen Lösung. Die Steiermark kündigte etwa an, dass sowohl Antigen- als auch PCR-Tests in Apotheken ausgegeben werden sollen. Aus Tirol heißt es, man werde die PCR-Tests über eine "zentrale Plattform" abwickeln, damit wolle man kontrollieren, wer wie viele Tests abgibt. Und: "Vor dem 1. April abgeholte PCR-Testkits können zusätzlich zu den fünf kostenlosen PCR-Tests auch im Laufe des Monats April eingelöst werden. Ab Mai ist dies nicht mehr möglich." Wie man mit vulnerablen Personengruppen umgehe, sei aber noch unklar.

Niederösterreich setzt auf Eigenverantwortung

Dafür hat man in Oberösterreich folgende Lösung geschaffen: Besucher und Besucherinnen von Alten- und Pflegeheimen sollen vor Ort einen Antigentest machen können, der nicht zu den zehn Gratistests dazugezählt wird – das werde aus Geldern finanziert, die den Heimen für die Kontrolle der Schutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt wurden. PCR-Tests wird man sich in Oberösterreich bei Spar oder in Apotheken abholen können – man muss sich aber am Monatsbeginn für eine der beiden Varianten entscheiden. Was alte Tests und vulnerable Personen angeht, so warte man noch auf Informationen des Bundes.

Aus Niederösterreich heißt es vom Büro Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ), man werde weiterhin die Gurgeltest-Plattform nutzen können, alles über fünf Tests werde dann aber nicht mehr ausgewertet. Erfüllt man einen Ausnahmegrund und darf weitere Tests machen, müsse man das ankreuzen. "Sollte da ein Nutzer eine falsche Angabe machen, dann hat er damit nicht rechtskonform gehandelt", heißt es dazu.

Wien gegen 1450-Lösung

In Wien verweist man auf die unterschiedlichen Testschienen. Ja, die Screeningtests würden auf je fünf PCR- und Antigentests beschränkt. Dann gebe es aber eine Reihe von Ausnahmen, etwa wenn man jemanden im Spital oder Pflegeheim besuchen wolle, die Schultests, das Freitesten, bei Kontakt mit einer Covid-infizierten Person oder wenn man Symptome habe. Das große Problem, vor dem die Stadt stehe, sei die Administrierung dieser Ausnahmegründe. Denn auch hier sind mehrere Anbieter am Werk: Neben den behördlichen Tests und den Screenings über "Alles gurgelt" gibt es auch noch jene in den Apotheken und bei den Hausärzten. Einige Teststraßen werde man weiterhin aufrechterhalten müssen. Denn: "Es gibt auch Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht gurgeln können, und Leute, die beispielsweise aufgrund ihres Alters die Online-Angebote nicht nutzen können", heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Dass beispielsweise Tests aufgrund von Symptomen etwa über 1450 angemeldet und abgeklärt werden müssen, kann man sich in der Hauptstadt nicht vorstellen. "Wir haben täglich rund 700 Verdachtsfallabklärungen aber 5.000 bis 8.000 positive Tests. Würden alle mit Symptomen bei 1450 anrufen, wären das jeden Tag zehntausende Anrufe. Dann bricht uns die Hotline zusammen." Ob man für Besuche nicht einfach eine Antigentest-Straße vor den Alten- und Pflegeheimen einrichten könnte? "Dafür haben wir nicht das Personal", heißt es als Antwort. Einfacher wäre die Lösung, dass man beispielsweise bei der Testdurchführung über "Alles gurgelt" auch die Ausnahmen angeben könnte. Schon jetzt wird man im Online-Portal gefragt, ob zuletzt eine Covid-Infektion nachgewiesen wurde oder ob man als Kontaktperson gilt. Die große Frage sei aber: Wie kommt man zu dem sechsten Test, falls man Symptome hat?

E-Mails in Kärnten

Auch in Kärnten wird es die bestehende Gurgeltest-Möglichkeit weiterhin geben, alles über fünf Tests werde in Zukunft nicht ausgewertet, hieß es bei einer Pressekonferenz des Landes am Montag. Wer etwa für den Besuch eines Pflegeheims einen Extratest brauche, müsse ein Mail an das Tauernklinikum schreiben. Wie weit man dafür aber auch einen Beweis mitschicken müsse, ist laut Landespressedienst aber noch offen – dazu gebe es noch keine Informationen aus dem Bund.

Auch in Kärnten soll man alte Tests bis Mai noch abgeben können, auch aus Vorarlberg heißt es: "Über die Online-Plattform wird es möglich sein im April zehn PCR-Tests einzumelden; in den Nachfolgemonaten nur mehr fünf PCR-Gugel-Selbsttests pro Monat".

Das Land Burgenland kündigte am Montag an, man werde die Impf- und Testzentren mit Ende März schließen. Ab 1. April seien die fünf Gratis-PCR-Tests pro Person und Monat über "Gurgeln daheim" oder in Apotheken abzurufen. Für Personen, die kein Smartphone und keinen Internetzugang haben, soll es ein alternatives Testangebot über die burgenländischen Apotheken geben.

Wie das Boulevardblatt "Österreich" berichtet, soll es übrigens zwischen den einzelnen Bundesländern keinerlei Datenabgleich geben. Damit könnten zumindest Pendlerinnen und Pendler oder Personen, die nahe einer Bundesländergrenze wohnen, doppelt so viel wie erlaubt testen.

Aus dem Gesundheitsministerium heißt es auf STANDARD-Anfrage: Man wolle eine Verordnung spätestens am Donnerstagabend vorlegen. "Eine Lösung für Tests, die man noch zu Hause hat, befindet sich noch in finaler Abstimmung". Und: Eine zentrale Plattform, in der die Daten von Apotheken, Laboren, Ländern, Gurgeltest-Anbieter verknüpft werden, ist nicht angedacht. (Oona Kroisleitner, Gabriele Scherndl, 28.3.2022)