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Vom Verbot betroffen sind auch DW, die britische BBC und der US-Auslandssender Voice of America (VOA).

Foto: AP / Frank Augstein

Kabul – Afghanische Medien dürfen Programminhalte der Deutschen Welle (DW) nicht mehr für ihr TV-Programm nutzen. Betroffen sind auch andere Auslandsmedien, die britische BBC und der US-Auslandssender Voice of America (VOA). Das teilten die Sender mit. DW-Intendant Peter Limbourg sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag: "Die zunehmende Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit in Afghanistan ist sehr beunruhigend."

Seit der Machtübernahme durch die Taliban warteten die Menschen in Afghanistan vergebens auf eine Verbesserung ihrer Lebensumstände, oder zumindest auf eine Normalisierung. "Dass die Taliban jetzt die Verbreitung der Programme der DW durch unsere Medienpartner unter Strafe stellen, behindert eine positive Entwicklung in Afghanistan. Dafür sind freie Medien unerlässlich und wir werden alles unternehmen, um die Menschen in Afghanistan über das Internet und Soziale Medien auch weiterhin mit unabhängigen Informationen zu versorgen", ergänzte Limbourg.

Begründung der Taliban

Die Taliban begründete den Schritt auf dpa-Anfrage so: Weil ausländische Medien aus dem Ausland senden, habe man keinen Zugriff darauf, ihre Inhalte zu kontrollieren – etwa die Kleidung der Reporter. Außerdem hätten sie gelegentlich Inhalte ausgestrahlt, die zum Beispiel den eigenen religiösen Werten und der afghanischen Kultur widersprächen. Daher habe man beschlossen, die Programme dieser ausländischen Fernsehsender durch afghanische TV-Medien zu verbieten.

Die Deutsche Welle hatte bisher eine Polit-Talkshow in zwei afghanischen Sprachen in einem Nachrichtensender gezeigt sowie ein Wissenschaftsmagazin in einem anderen TV-Sender. Der deutsche Auslandssender kann derzeit seine Inhalte über die eigenen Kanäle in Afghanistan weiterhin verbreiten: Über Kurzwelle im Radio, über die eigene Webseite und über Soziale Medien.

Die Taliban hatten unlängst ein hartes Durchgreifen gegen afghanische Medien gestartet, weil sie unter anderem Seifenopern aus dem Ausland ausstrahlten. Nach der Rückkehr der Taliban an die Macht flohen viele afghanische Journalisten. Zahlreiche Medien wurden vor allem aufgrund wirtschaftlicher Probleme geschlossen. Inzwischen fühlen sich viele Journalisten, die noch in Afghanistan sind, nicht mehr in der Lage, offen zu berichten, weil sie Repressalien befürchten. Das afghanische Journalistenzentrum teilte am Montag mit, dass ein lokaler Radiosender in Kandahar überfallen worden sei und mindestens drei Mitarbeiter festgenommen worden seien. (28.3.2022)