Nicht nur aus heimischer Sicht erfreulich: Die Österreichischen Bundesbahnen sind beim Ausbau ihres Nachtzugnetzes wirklich gut unterwegs. Deren Schlaf- und Liegewagen brausen mittlerweile in mehr als 25 europäische Metropolen. Daneben gibt es aber auch mehr oder weniger exotische Verbindungen, mit denen Städtetrips quer durch Europa oder aufregende Landpartien planbar sind. Ein aktueller Auszug:
Berlin–Malmö
Was spricht eigentlich dagegen, von Wien nach Berlin mit dem Nachtzug zu tuckern und dann gleich noch einen Städtetrip nach Malmö in Schweden anzuhängen? Das lässt sich gut mit dem Berlin-Night-Express realisieren, einer Zuggarnitur, die nur an bestimmten Wochenenden und Feiertagen von April bis Juni verkehrt. Ab dem 24. Juni fährt sie dann einmal in der Woche bis zum 18. August. Die Besonderheit: Die normale, längere Route verläuft über Dänemark und die Öresundbrücke (wie im Bild), dieser Zug nutzt die direkte Fährverbindung über die Ostsee und benötigt insgesamt nur zehn Stunden. Von Malmö gibt es dann noch zweimal wöchentlich eine Nachtzugverbindung bis nach Åre.
Prag–Warschau
Eine ganz ähnliche Städtetrip-Kombination ist in Tschechien und Polen möglich. Wer nicht direkt mit dem Nachtzug von Wien nach Polen reisen will, sondern zuerst nach Prag, kommt von Österreich recht einfach und schnell hin. Nach einem ersten Aufenthalt in der tschechischen Hauptstadt geht's dann nach Warschau oder alternativ nach Krakau weiter. Der EuroNight Tschechien-Polen ist jeweils neun Stunden unterwegs, es gibt viele Optionen vom Sechser-Liegewagen bis zum Schlafwagenabteil mit Einzelbenutzung.
Zürich–Rijeka
Mit dem EuroNight Lisinski kommen Nachtzügler auch direkt von Salzburg nach Slowenien und Kroatien. Allerdings lässt sich vorher ein Trip nach Zürich (Tag- oder Nachtverbindung) einplanen und erst dann die Weiterfahrt bis nach Rijeka. Die Garnitur verkehrt täglich (auch nach München), wobei die Strecke durch Slowenien und eben Österreich führt. Im Sommer gibt es darüber hinaus die Option, Istrien zu erreichen. Unbedingt rechtzeitig reservieren!
Helsinki–Lappland
Der bekannteste Nachtzug in den Norden Finnlands nennt sich Santa-Claus-Express. Die Garnitur fährt tatsächlich (auch) mitten im Winter um Weihnachten von Helsinki nach Rovaniemi und Kemijärvi. In weniger als 15 Stunden gelangen Liebhaber karger Landschaften ganzjährig an einen magischen Ort, wo die Sonne im Sommer wochenlang ununterbrochen scheint und sich im Winter ewig nicht blicken lässt. Die doppelstöckige Garnitur ist sehr komfortabel, es lässt sich sogar das eigene Auto huckepack nehmen. Wer allerdings schon bis Helsinki mit dem Zug reisen will, sollte sich an Spezialisten für Zugreisen wie Traivelling wenden. Machbar ist jedenfalls auch diese Variante.
Stockholm–Narvik
Das Streckennetz der schwedischen Nachtzüge (SJ) ist dicht zwischen größeren Städten wie Östersund, Luleå, Stockholm, Göteborg und Malmö. Überdies gibt es internationale Anbindungen bis ins norwegische Narvik. In allen SJ-Nachtzügen werden auch Speisen und Getränke verkauft, im Winter können Skier mitgenommen werden. Die Fahrzeit von Stockholm nach Narvik mit dem direkten Nachtzug NT94 beträgt aber stolze 18.45 Stunden. Die Abfahrtszeit in Stockholm ist um 18 Uhr, in Narvik fährt der Zug um 12.45 Uhr ein.
Sofia–Istanbul
Der Kopfbahnhof Istanbul Sirkeci (Foto) gelangte vor allem als Endstation des Orient-Express zu bescheidener Berühmtheit. Mittlerweile ist der für den internationalen Bahnverkehr geschlossen und man kommt stattdessen zum Beispiel am Bahnhof Halkalı an, von wo aus ein kostenloser Shuttlebus ins Zentrum fährt. Die Route des Nachtzuges Sofia-Istanbul-Express verströmt aber noch immer Orient-Express-Flair. Istanbul ist in rund zehn Stunden erreicht, beim Grenzübergang muss man allerdings kurz aus dem Zug aussteigen, um den Reisepass stempeln zu lassen. Auch hier empfiehlt sich eine Buchung bei Profis, denn die Tickets sind in der Regel nur am Bahnhof von Sofia zu kaufen.
Nachtzüge mit ungewisser Zukunft
Die spanischen Nachtzüge von Trenhotel führten bis zum Ausbruch der Pandemie quer durch das große Land, vor allem aber sehr pittoresk entlang vieler Küsten. Mit Corona kamen alle Strecken zum Erliegen. Trotz Bemühungen der betroffenen Regionen ist bislang noch keine davon wieder in Betrieb genommen worden. Ebenso schade ist es um die französischen Nachtzüge von Thello, die eine herrliche Verbindung zwischen Marseille und Mailand unterhielten. Deren Strecken wurden teilweise von Trenitalia France übernommen, die Züge verkehren nun aber nur tagsüber.
Zugverbindungen von Trenitalia
(Sascha Aumüller, 29.3.2022)