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Ein Abwehrsystem ähnlich Israels "Iron Dome" könnte Medienberichten zufolge auch für Deutschland interessant sein.

Foto: REUTERS/ Amir Cohen

Steffen Hebestreit, der Sprecher der deutschen Bundesregierung, war das Unbehagen am Montag bei der Regierungspressekonferenz anzumerken. Soeben war er gefragt worden, was denn das bedeute, wenn Deutschland auch ein Raketenabwehrsystem kaufen wolle, eines, wie Israel es habe.

"Ist das bloß eine Option, oder besteht die Gefahr eines Krieges", wollte eine Journalistin von ihm wissen. "Jetzt kommen wir genau in die Diskussion, die ich ungern hier führen möchte", wiegelte Hebestreit zunächst ab.

Doch der Wunsch nach Aufklärung ist groß in Berlin: seit die Bild am Sonntag (BamS) berichtet hat, dass der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, über eine mögliche Anschaffung des israelischen Arrow-3-Systems beraten habe. Dieses dient zur Abwehr von feindlichen Kurz- und Mittelstreckenraketen und ist auch in der Stratosphäre einsetzbar, um Raketen hoch über der Erde abzufangen. Mit dem Patriot-System der Bundeswehr ist dies nicht möglich, es kann nur Kurzstreckenraketen abwehren.

Einsatzbereit im Jahr 2025

Laut BamS würden beim Arrow-System an drei Standorten in Deutschland Flugkörper-Radarsysteme vom Typ Super Green Pine aufgestellt, die ihre Daten an den nationalen Gefechtsstand im nordrhein-westfälischen Uedem senden. Dort würden Luftwaffensoldaten das Lagebild auswerten.

Im Ernstfall könnte von einem der im Bundesgebiet verteilten Startgeräte eine Arrow-3-Rakete abgeschossen werden, die eine Angreiferrakete abfangen und zerstören würde. Das Abwehrsystem eiserne Kuppel (Iron Dome) soll zwei Milliarden Euro kosten und wäre 2025 einsatzbereit.

"Das gehört ganz sicher zu den Dingen, die wir beraten, aus gutem Grund, sagt Kanzler Scholz, wollte aber bei seinem Auftritt in der ARD-Talkshow Anne Will am Sonntagabend keine näheren Auskünfte geben: "Ich habe mir vorgenommen, jetzt nicht die Einzelheiten eines noch nicht zu Ende abschließend beratenen Plans hier auszuplaudern."

Andreas Schwarz, SPD-Verteidigungsexperte im Bundestag, erklärt: "Wir können den Iron Dome auch über unsere Nachbarländer spannen. Damit würden wir eine Schlüsselrolle für Europas Sicherheit übernehmen."

Vom STANDARD gefragt, ob dies auch für Österreich möglich sei, sagt Schwarz: "Das Bedrohungsszenario hat sich geändert, und es darf für die Sicherheit der Menschen in Europa keine Denkverbote geben. Wir müssen auch die Raketenabwehr europäisch denken und mit unseren Nachbarn und Partnern über eine mögliche Zusammenarbeit sprechen."(Birgit Baumann aus Berlin, 28.3.2022)