Österreicher haben im Vorjahr viel Geld auf die Bank gebracht.

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Wien – Geld ausgeben konnten Konsumenten und Konsumentinnen in den vergangenen Corona-Jahren nur beschränkt. Zudem hat die Unsicherheit dafür gesorgt, dass die Sparneigung der Menschen deutlich gestiegen ist. Das macht sich auch bei den Einlagen der Banken bemerkbar, wie aktuelle Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigen.

Demnach haben private Haushalte im Vorjahr erneut mehr Geld auf ihre Bank gebracht. Die Einlagen wuchsen um satte 10,9 Milliarden Euro oder 3,8 Prozent auf 294,8 Milliarden Euro – und das trotz historisch niedriger Zinsen und stark gestiegener Inflation. Im Februar 2022 ist der Realzinssatz auf den niedrigsten Wert seit der Ölpreiskrise in den 1970er-Jahren gesunken. Gemessen an den täglich fälligen Spareinlagen, für die der nominelle Zinssatz im Februar 0,07 Prozent betrug, ging die Realverzinsung auf minus 5,8 Prozent zurück. Zum Vergleich: Im April 1974 lag sie bei minus 6,2 Prozent. Auch bei neu abgeschlossenen Spareinlagen mit Kapitalbindung betrug der Nominalzins nur 0,21 Prozent.

In Österreich sind Negativzinssätze auf private Spareinlagen durch ein OGH-Urteil untersagt, bei Unternehmenseinlagen gibt es bereits seit Längerem Negativzinsen. Im Dezember 2021 erreichten neu veranlagte Einlagen mit meist kurzfristiger vereinbarter Laufzeit ein Zinsniveau von minus 0,63 Prozent. Die Einlagen der Unternehmen legten im Vorjahr um 3 Milliarden Euro auf 87,4 Milliarden zu.

Mehr Geld in Investmentfonds

Was die Zahlen ebenfalls zeigen: Ganz gleichgültig lässt die Zinsmisere die Menschen nicht. Es wurde mehr Geld in Investmentfonds gesteckt, wo zumindest die Renditechancen höher sind. Vor allem nachhaltige und inländische Fonds waren gefragt, so die OeNB.

Um Kurseffekte bereinigt, wuchs die Zahl der von privaten Haushalten gehaltenen Investmentzertifikate 2021 um 13 Prozent. Der Bestand an Investmentzertifikaten im Besitz Privater stieg auf 89,3 Milliarden Euro. Zudem stiegen die Nettomittelzuflüsse auf ein historisch hohes Niveau von 15,2 Milliarden Euro. Das machte sich für viele Anleger wohl auch bezahlt: Dank eines positiven Börsenumfelds erzielten inländische Fonds im Vorjahr eine Rendite von 7,3 Prozent.

Keine Besserung in Sicht

Bereits seit 2009 gibt es in Österreich negative Realzinssätze, durch die in den vergangenen Monaten stark gestiegene Inflation hat sich die Situation aber noch verschärft. Eine baldige Besserung bei den Zinssätzen ist nicht in Sicht. Aufgrund des Ukraine-Kriegs rechnet die OeNB mit weiteren Steigerungen bei den Energiepreisen und damit bei der Inflationsrate. Dadurch dürfte auch der Realzins weiter nach unten gedrückt werden. (red, 29.3.2022)