Die Wogen nach dem Eklat bei der Oscar-Gala haben sich auch zwei Tage danach noch nicht geglättet. Der von Will Smith vor einem staunenden Live-Millionenpublikum geohrfeigte Chris Rock hat es zwar abgelehnt, bei der Polizei von Los Angeles Anzeige zu erstatten, doch dem Heißsporn könnten nun vonseiten der Academy Konsequenzen drohen. Sie verurteilte in einer Erklärung Smiths Handlungen und gab am Montag bekannt, eine formelle Untersuchung des Vorfalls eingeleitet zu haben. "Wir werden weitere Maßnahmen und Konsequenzen in Übereinstimmung mit unseren Statuten, den VerhaltensStandards und dem kalifornischen Recht prüfen", hieß es.
Smith, der sich schon bei seiner Oscar-Dankesrede reumütig zeigte, hat sich unterdessen auf seinem Instagram-Feed ein weiteres Mal entschuldigt, diesmal auch bei Rock selbst. "Ich habe mich danebenbenommen und lag falsch. Ich schäme mich, und meine Handlungen bilden nicht den Mann ab, der ich sein möchte."
Oscar-Abererkennung unwahrscheinlich
Seit dem Fall Harvey Weinstein verfügt die Academy über einen Verhaltenskodex. Smith droht nun ein Disziplinarverfahren, an dessen Ende eine Suspendierung oder gar sein Ausschluss stehen könnte. Die Schauspielerin Whoopi Goldberg, die sich im Academy-Vorstand befindet, rechnet nicht damit, dass man Smith seinen Oscar aberkennt. Wie die New York Times berichtet, hatte man noch während der Show kurz überlegt, Smith aus dem Dolby Theatre zu werfen, war dann jedoch aus Zeitdruck davon abgekommen – die Auszeichnung des besten Schauspielers rückte immer näher.
Diese Art von Schlagzeilen würde es schwierig machen, in Zukunft Produzenten für die Show zu finden, hieß es vonseiten des Senders ABC. Dabei waren die Quoten mit 15,4 Millionen Zuseherinnen und Zusehern um 56 Prozent besser als im Jahr 2021, dem Corona-Allzeittief. Positives Feedback gab es immerhin für den Schlussmoment der Gala, als Lady Gaga mit Liza Minelli im Rollstuhl auf der Bühne erschien und ihr mit Hingabe assistierte.
Unterdessen meldete sich als Reaktion auf die Ohrfeige von "King Richard"-Hauptdarsteller Smith für Komiker Rock der echte "King Richard" zu Wort. Richard Williams (80), Vater der Tennisspielerinnen Venus und Serena Williams, ließ durch seinen Sohn Chavoita LeSane mitteilen: "Wir kennen nicht alle Einzelheiten des Geschehens. Aber wir dulden nicht, dass jemand einen anderen schlägt, es sei denn, es ist Selbstverteidigung", berichtete "NBC News". LeSane sagte weiter, sein Vater sei von dem Vorfall genauso überrascht gewesen wie alle anderen.(Dominik Kamalzadeh, 30.3.2022)