
Nasser Al-Khelaifi trat in Wien vor die Presse.
Wien – Die ECA, die European Club Association, tagte zwei Tage lang in Wien. Es ist eine Vereinigung von 274 Fußballteams, natürlich viele von den Besten. Allerdings sind auch RB Salzburg, Rapid und die Wiener Austria fixe Mitglieder, Sturm Graz und der LASK sind so halb dabei. Vorsitzender ist Nasser Al-Khelaifi aus Katar, ihm gehört Paris Saint-Germain, er ist Präsident des katarischen Tennisverbands und schwimmt in erster Line in Geld. Seine Vizes sind unter anderem die legendären Torhüter Oliver Kahn und Edwin van der Sar, die Geschäftsführer von Bayern München beziehungsweise Ajax Amsterdam.
Dienstagmittag fand im Hotel Hilton eine Pressekonferenz statt, es wurden keine epochalen Neuerungen verkündet. "Es waren positiv Tage mit guten Ideen", sagt der 48-jährige Al-Khelaifi, der "stolz ist, Teil dieser Familie" zu sein. "Zwischen zwei so berühmten Tormännern zu sitzen, da fühle ich mich gut beschützt." Stolzer wäre er, würde PSG endlich die Champions League gewinnen, Fragen zu der absurden WM in Katar lehnte er ab (andere Baustelle, hat mit ECA nichts zu tun), auch über den Zustand und die Zukunft des FC Chelsea sagte er nichts. Zur Erinnerung: Der russische Oligarch Roman Abramowitsch wurde mit Sanktionen belegt, er muss und will den Klub verkaufen, was nicht so einfach ist. "Es geht hier nicht um einen Klub, Chelsea ist eine Sache für die Premier League, für die Uefa und die Politik."
Wohlstand
Es gebe heute "mehr Einfluss und Wohlstand für die Klubs, fortschrittlichere Strukturen und mehr Einheit in Europa. Ich erinnere mich daran, dass letztes Jahr einige Leute das System wegen eines Bruchteils dieser Dinge einreißen wollten", spielte Al-Khelaifi auf den Versuch einiger Superreichen an, sich selbstständig zu machen und eine Superliga zu gründen. Das Vorhaben stieß auf überwältigende Ablehnung bei kleineren Vereinen, den Verbänden, der Politik sowie den Fans. Nur Real Madrid, der FC Barcelona und Juventus Turin halten am grundsätzlichen Plan fest. Die Super League sei "tot", sagte Al-Khelaifi. "Sie existiert nicht. Für uns hat sie nie existiert." Er lobte das gute Verhältnis zur Uefa. "Wir sehen eine Steigerung von 39 Prozent beim prognostizierten Marktwert der Klubbewerbe im nächsten Zyklus."
Der Vorsitzende betonte, man kümmere sich um die Kleinen. Ab 2024 werden die Gruppenphasen von Champions, Europa und Conference League auf je 36 Vereine aufgestockt. Der Kuchen wird größer. Und auch in den Frauenfußball werde mehr investiert.
Angesichts des von Russland losgetretenen Krieges in der Ukraine wird die ECA eine Million Euro als Hilfe für das Land bereitstellen. Das Geld solle allerdings nur "einen ersten finanziellen Beitrag" darstellen. Russische Vereine sollten in der nächsten Saison international nicht vertreten sein. "Unmöglich, bevor ukrainische Vereine nicht in der Lage sind, das zu tun", sagte ECA-Vizepräsident Dariusz Mioduski, der Pole ist Besitzer von Legia Warschau. "Wir wissen, dass die ukrainischen Vereine für eine Weile nicht teilnehmen können."
Ab 2024 gibt es neuen Finanzregeln, die Kaderkosten dürfen maximal 70 Prozent der Gesamteinnahmen, des Gesamtumsatzes betragen. Allerdings darf man bei einem Defizit von bis 30 Millionen die Löcher durch externe Gönner stopfen. Das ist eine Lex PSG, ein Lex Manchester City.
Rapids Wirtschaftsgeschäftsführer Christoph Peschek fand das Wiener Treffen "nicht uninteressant". (Christian Hackl; 29.3.2022)