Rückläufige Vogelpopulationen, vom Aussterben bedrohte Tierarten, weitere Flächenversiegelung: Wenn man sich mit der Entwicklung der Biodiversität auseinandersetzt, überwiegen häufig die negativen Nachrichten. Immer öfter werden aber auch Maßnahmen aufgezeigt, mit denen dem Rückgang der Artenvielfalt entgegengewirkt werden kann.

"Wichtig ist jetzt, dafür zu sorgen, dass die Biodiversität nicht weiter abnimmt, und sie auf den Stand zurückzuführen, auf dem sie vor dem menschlichen Eingreifen war", sagt Tanja Lumetsberger.
Foto: Frederik Lange

"Wichtig ist jetzt, dafür zu sorgen, dass die Biodiversität nicht weiter abnimmt, und sie auf den Stand zurückzuführen, auf dem sie vor dem menschlichen Eingreifen war", sagt Tanja Lumetsberger. Die Forscherin ist Co-Leiterin des Biodiversitäts-Hubs an der Donau-Universität Krems und Projektverantwortliche des Biodiversitätsatlas Österreich. Das ist ein vom Land Niederösterreich initiiertes, frei zugängliches Onlineportal für die Recherche, Visualisierung und Analyse der heimischen Biodiversität.

Wer wissen will, wo es noch ein Vorkommen der Blauflügel-Prachtlibelle gibt oder ob man das Steppen-Windröschen pflücken darf, kann das im Atlas herausfinden. Schon in ihrer Schulzeit setzte sich Lumetsberger mit dem Artenschutz auseinander. "Ich fand das so spannend, dass ich beschloss, diesen Weg auch weiterzugehen." Sie studierte Biologie an der Universität Wien und machte den Master in International Nature Conservation in Göttingen.

Arten und deren Vorkommen

Ihr weiterer Weg führte sie unter anderem ins bulgarische Plowdiw, drei Wochen lang ging sie dort auf Echsenjagd. "Die Eidechsen wurden gefangen und abgemessen, um Daten für eine Populationsstudie zu erheben." Während eines Praktikums bei der Zoological Society London, wo sie an der Erstellung des Living Planet Index beteiligt war, sei ihr aber bewusst geworden, dass ihr die Arbeit mit Datensätzen und Datenbanken mehr zusagt. Seit vier Jahren ist Lumetsberger nun mit der Einrichtung des Biodiversitätsatlas betraut.

Dieser soll Wissenschaft, Politik und Schulen wie auch der breiten Öffentlichkeit das Thema zugänglich machen und daneben einen Überblick über Vogelschutzgebiete, Nationalparks und Biosphärenparks bieten. Die Datensätze zu Arten und deren Vorkommen stammen von nationalen Einrichtungen, zum Beispiel dem Nationalpark Hohe Tauern, dem Naturhistorischen Museum Wien oder der Wiener Universität für Bodenkultur.

"Es stimmt mich positiv, dass immer mehr Menschen wahrnehmen, dass Biodiversität und Artenvielfalt schützenswert sind", antwortet Lumetsberger auf die Frage, was ihr Hoffnung auf diesem Gebiet gebe. Auch privat engagiert sich die 34-Jährige für dieses Bewusstsein, sie organisiert heuer erneut die "City Nature Challenge" in Krems. Bürger sollen Fotos von Pflanzen, Tieren und anderen Organismen machen und einsenden, so entsteht ein Einblick in die urbane Biodiversität.

Die Lockdowns hätten regen Zuwachs beim Wettbewerb bewirkt, Lumetsberger selbst gehe durch ihn aufmerksamer spazieren. "Man bekommt dadurch einen ganz anderen Blick dafür, was auf dem kurzen Weg, den man vielleicht schon hunderte Male gegangen ist, alles kreucht und fleucht." (Sarah Klein, 5.4.2022)