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Autor Thomas Melle als Android: "Uncanny Valley" erforscht das Unheimliche an Robotern.

Foto: Reuters/Ivan Alvarado

Wenn sich gerade alle Aufmerksamkeit auf Krieg, Pandemie und Klimawandel richtet, kann die Kunst dazu beitragen, den weiteren Horizont zu sichern. Nicht als Beruhigungsmittel, sondern zur Veranschaulichung dessen, was in herausfordernden Zeiten aus dem Blick gerät: die Vielschichtigkeit der Verhältnisse mit ihren Widersprüchen und Schönheiten. So fördert Kunst eine Resilienz, die dringend gebraucht wird.

Genau auf dieser Ebene versucht das Tiroler Osterfestival seit vielen Jahren vor allem in Innsbruck und Hall, möglichst weitgespannte Themenkreise zu ziehen und darin neue und alte Musik, zeitgenössischen Tanz und Film sprechen zu lassen. Dieses Jahr klingt unser bisher ungelöstes Verhältnis zu unseren Geräten an, verbunden mit der Frage, wie sehr wir uns von Apparaten bestimmen lassen. Daher das Motto: Maschine.Mensch.

Medias in res geht es gleich zum Auftakt am 1. April mit der Performance Uncanny Valley von Rimini Protokoll. Vorgeführt wird jene Art von Robotern, die Misstrauen wecken, weil sie wie Menschen-Doubles gebaut sind. Hier ist das der Autor Thomas Melle. Es scheint zwar klar, dass die Maschinenkopie Melle nicht ersetzen kann, aber: Gilt diese Klarheit für alle?

Musik und Technik

Daran, dass auch die Orgel eine Maschine ist, erinnern im Zyklus "Orgelspiel" Größen wie Elias Praxmarer und Elisabeth Hubmann. Auf der anderen Seite des weiten Maschinenspektrums lässt das Ensemble Phace unter anderem zwei Werke des argentinischen Computermusikpioniers Horacio Vaggione hören. In Bezug auf das Thema bleibt Festivalkuratorin Hannah Crepaz locker. Ihr geht es darum, auszuloten, "wie sich das Musikalische durch die Möglichkeiten der Technik erweitern lässt".

So erklingen Schaltkreise beim Ensemble Wirkwerk, gibt Dieter Schnebel James Joyces Molly Bloom eine Bühne, und zum Osterwochenende sorgen die Cantori Gregoriani Milano für die dem Anlass entsprechende Feierlichkeit. Am Karfreitag gastiert Jan Lauwers’ gefeierte Needcompany aus Belgien mit ihrem Stück All the good, an dem auch ein Kriegsveteran beteiligt ist, der sich für das Tanzen entschieden hat. Zeitgenössischen Tanz gibt es auch, diesmal mit der deutschen Gruppe Cocoon Dance sowie der spanischen Company GN|MC.

Schnitzler und Maschek

Gerne zeigt das Osterfestival immer auch Filme, und weil’s jetzt um Maschinen geht, spielt diese apparateverbundene Kunst eine besondere Rolle. Zu sehen bei Karin Jurschicks Krieg & Spiele oder Machines von Rahul Jain (beide aus dem Jahr 2016) – und bei Frl Else (2021), einem Film mit Live-Synchronisation von Maschek und der Musicbanda Franui aus Osttirol. Schnitzlers Figur wird aus Paul Czinners Stummfilm Fräulein Else beschworen, die Musik für Mascheks und Franuis Arbeit stammt von Markus Kraler und Andreas Schett. (Helmut Ploebst, 29.3.2022)

Von 1. bis 17. April