Für Holdhaus sen. und jun. blieb im Oktober 2018 die IMSB-Tür geschlossen. Das IMSB hieß bald darauf "Leistungssport Austria", auch sonst änderte sich viel.

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Werner Kogler.

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Was sich im Oktober 2018 im vorrangig mit Steuergeldern finanzierten Institut für medizinische und sportwissenschaftliche Betreuung (IMSB) abgespielt hat, wird nicht mehr bloß medial, sondern nun auch in einer parlamentarischen Anfrage aufgerollt. Das bedeutet, Sportminister Werner Kogler (Grüne) wird Stellung nehmen müssen zu den unter seinem Vorvorgänger Heinz-Christian Strache (FPÖ) forcierten seinerzeitigen fristlosen Entlassungen von Hans Holdhaus sen., dem Institutsgründer, und seinem gleichnamigen Sohn, dem Geschäftsführer der IMSB Consult GmbH. Es sind die Neos, die Kogler in die Pflicht nehmen wollen, mag sein, ihnen hilft, dass sie aufgrund ihrer politischen Jugend unbelastet sind. Die Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff und Yannick Shetty orten jedenfalls gleich mehrere Verstöße des Strache’schen Sportministeriums und seiner Mitarbeiter und wollen von Kogler vor allem wissen, wie viel die öffentliche Hand letztlich berappen musste und noch muss.

In der Anfrage an Kogler heißt es, der heutige IMSB-Vorstand Wolfgang Gotschke sei schon "im Jänner 2018 auf Wunsch des damaligen Kabinettsmitarbeiters und Sektionschefs Philipp Trattner als neuer IMSB-Geschäftsführer vorgeschlagen" worden. Diesen Vorschlag habe der IMSB-Vorstand aber einstimmig abgelehnt, schließlich hätte Gotschke "keinerlei Ausbildungen oder Erfahrungen im sportmedizinischen bzw. sportwissenschaftlichen Bereich" gehabt.

"Unabhängige Taskforce"

Daraufhin habe Strache im Spätsommer 2018 eine "unabhängige Taskforce", der übrigens auch Gotschke selbst angehörte, "und eine Kommission zur Prüfung des IMSB" auf den Weg gebracht. Seitens des Sportministeriums sei kommuniziert worden, es würde "auch Ungereimtheiten im Umgang mit Fördergeldern geben". Woraufhin die "Holdhäuser" zunächst beurlaubt und wenige Tage später fristlos entlassen wurden. Und Gotschke, halten die Neos fest, sei "auf Anordnung" von Sektionsleiter Trattner bereits am Tag der Holdhaus-Beurlaubung als neuer Geschäftsführer installiert worden.

In weiterer Folge seien langjährige IMSB-Mitarbeiterinnen und IMSB-Mitarbeiter gekündigt worden, dafür habe man Straches Schwager, einen Schwimminstruktor, "als neuen Mitarbeiter installiert". Ausgerechnet Sektionsleiter Trattner habe den Vorsitz im Vorstand des Instituts übernommen, das bald nicht mehr IMSB, sondern "Leistungssport Austria" heißen sollte. Dabei wäre Trattner zu diesem Zeitpunkt Angestellter des Sportministeriums und letztlich auch für die Förderung zuständig gewesen. Darin sehen die Neos einen "Verstoß gegen die Förderrichtlinien ebenso wie gegen die Vorgaben des Rechnungshofes, nach denen Fördergeber nicht gleichzeitig Fördernehmer sein dürfen".

Vierstellig und fünfstellig

Nicht nur dem STANDARD und dem Kurier, die in der Causa mehrfach berichteten, sondern auch dem Parlament stellt sich nun also die Frage, wo es da denn eine Einsparung geben sollte oder konnte. Straches Sportministerium hatte zunächst bekrittelt, dass Holdhaus jun. kurz vor seiner Entlassung für drei Jahre unterschrieben hatte, bei einem übrigens vierstelligen monatlichen Salär. Gotschke als einer von zwei Vorständen unterschrieb dann für fünf Jahre, bei einem übrigens schon fünfstelligen monatlichen Salär. Ob auch Gotschkes Vorstandskollegin, die Sportjuristin Christina Toth, für diese Tätigkeit eine Gage bezieht, ist bis dato nicht bekannt. Darauf zielt in der parlamentarischen Neos-Anfrage die erste von sieben Fragen an Kogler ab: "Wie hoch sind die Kosten, die für die gesamte Vorstandsführung des Instituts Leistungssport Austria anfallen?" Eine weitere Frage: "Wie hoch waren die Förderauszahlungen an IMSB / Leistungssport Austria? Bitte nach Jahren aufschlüsseln."

Nach gut dreijährigen Verfahren ist mittlerweile gerichtlich bestätigt, dass die "Fristlosen" von Vater und Sohn Holdhaus zu Unrecht erfolgten. Beide bekamen Abfertigungen zugesprochen. Im Fall von Holdhaus jun. soll darüber hinaus im Juni noch über eine mögliche Ablöse seines dreijährigen Vertrags verhandelt werden. Übergelaufen ist das Fass schon längst. Da liegt noch eine Frage an Kogler auf der Hand: Welche Konsequenzen gab oder gibt es für jene Kräfte im Sportministerium, die in die Causa involviert waren? (Fritz Neumann, 30.3.2022)