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Franco Foda wurde in seinen letzten 90 Minuten als ÖFB-Teamchef nicht fad.

Foto: REUTERS/ FOEGER

Wien – Bereits am Tag vor dem 2:2 gegen Schottland hatte Franco Foda diesem Mini-Ereignis jegliche Restspannung genommen. Der Teamchef war vorgeprescht, hatte sein Rücktritt bekanntgegeben. Es war ein würdiger, souveräner Aufritt, der 55-Jährige übernahm Verantwortung ("Ich bin schuld"), wusch keine Schmutzwäsche, dankte Spielern, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, Medienleuten und Fans für die vergangenen viereinhalb Jahre.

Die Mechanismen des Fußballs hatten spätestens nach dem 1:2 im WM-Playoff-Halbfinale gegen Wales gegriffen. Natürlich war die Erklärung kein allzu mutiger Schritt, sein Vertrag läuft am 31. März aus und wäre nicht verlängert worden. Foda ersparte ÖFB-Präsident Gerhard Milletich einen nicht allzu historischen und originellen Auftritt folgenden Inhalts: "Der Vertrag wird nicht verlängert. Danke für alles."

Schwache Kulisse

Foda wollte am Dienstagabend den Abschied im Happel Stadion "genießen". Der Rahmen passte erwartungsgemäß nicht, nur 6600 Zuschauer, die Minuskulisse für ein Länderspiel in Wien wurde knapp verpasst (1987 kamen 6200 gegen Rumänien). Die schottischen Fans waren jedenfalls lauter. Die Hälfte der Einnahmen wurde der Ukraine-Hilfe gespendet, die ÖFB-Teamspieler legten 125.000 Euro drauf, das ehrt sie. Gegen Schottland ging es um die silberne Ananas, die goldene wäre eine schamlose Übertreibung.

Fodas letzte Aufstellung war frei von Überraschungen, es herrschte Personalnot, einige (Alaba, Schlager, Seiwald) waren abgereist, nach Louis Schaub hatte sich auch Stefan Posch mit Corona infiziert. Aleksandar Dragovic verteidigte zum 100. Mal, er durfte zur Belohnung Kapitän sein. Marko Arnautovic erhielt mit Sasa Kalajdzic einen zwei Meter großen Sturm-Partner. Daniel Bachmann hütete anstelle des verkühlten Heinz Lindner das Tor. Ein letztes Mal die österreichische Nationalhymne hören, die Foda liebgewonnen hat, obwohl er Deutscher ist. Er schaute wehmütig drein.

Und seine Mannen wollten ihm ein Abschiedsgeschenk bereiten, es sah gar nicht so schlecht aus. Kalajdzic und Arnautovic vergaben je zwei, also vier Hochkaräter. Trotzdem gingen die keinesfalls ungefährlichen Schotten in Führung. 28. Minute: Corner, Grant Hanley köpfelt an die Latte, Jack Hendry staubt per Kopf zum 0:1 ab.

Aufholjagd

In der zweiten Halbzeit versuchten sich die Gastgeber weiter im Kombinationsspiel, wie es funktioniert, zeigten zunächst die Gäste. 56. Minute: Perfekter Konter, John McGinn stellt mit einem wuchtigen Schuss auf 0:2. Aber Österreich bäumte sich auf, es ging ja um ein vernünftiges Abschiedsgeschenk. 75. Minute: Der kurz davor eingewechselte Michael Gregoritsch verkürzt nach Flanke von Andreas Ulmer per Kopf auf 1:2. Foda reagierte nicht ausgelassen. Aber es wurde noch besser. 82. Minute: Alessandro Schöpf gleicht per Weitschuss zum hochverdienten 2:2 aus. Auch er wurde eingetauscht, von wegen "glückliches Händchen". Und Foda strahlte ein letztes Mal.

Sportdirektor Peter Schöttel begibt sich nun auf Teamchefsuche, spätestens bei der Präsidiumssitzung am 29. April soll der Nachfolger bestellt sein. Angestrebt wird aber ein früherer Termin. Der Neue beginnt mit vier Nations-League-Partien (Liga A) innerhalb von zehn Tagen. Am 3. Juni wird in Kroatien gekickt. Es folgen die Heimspiele gegen Dänemark (6.) und Frankreich (10.), am 13. führt die Reise nach Dänemark. Das klingt herausfordernd. Franco Foda ist seit dem 29. März 2022 Erinnerung. (Christian Hackl, 29.3.2022)

Fußball-Länderspiel:

Österreich – Schottland 2:2 (0:1).
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 6.600 Zuschauer, SR Bognar (HUN)

Tore:
0:1 (28.) Hendry

0:2 (56.) McGinn

1:2 (75.) Gregoritsch

2:2 (82.) Schöpf

Österreich: Bachmann (87. Pentz) – Ilsanker (74. Weimann), Dragovic, Hinteregger – Lazaro, Laimer (59. Schöpf), Sabitzer, Ulmer (87. Ullmann) – Baumgartner (59. Grüll), Kalajdzic (74. Gregoritsch), Arnautovic

Schottland: Gordon – Hendry, Hanley, Tierney – Patterson (57. O'Donnell), Ferguson (77. Gilmour), Ryan (57. McTominay), Robertson (57. Hickey) – McGinn, Armstrong (77. Christie) – Adams (66. Dykes)

Gelbe Karten: keine