"Bereits während der Schulzeit war ich gern im Chemieunterricht im Labor. Nach der Matura habe ich dann nach Jobs in der Chemiebranche gesucht. Anfangs ist es mir aber gar nicht so leichtgefallen, eine Stelle zu finden. Es hat schon ein halbes Jahr gedauert, bis ich meinen ersten Job bekommen habe. Damals habe ich im Bereich Chemikalienhandel und Chemikalienerstellung begonnen, dort war ich für zwei Jahre im Qualitätsmanagement und in der Warenausgangskontrolle.

In der Zeit habe ich dann aber gemerkt, dass ich lieber in einem Labor arbeiten möchte, wie ich es aus der Schule kannte. Danach hatte ich eineinhalb Jahre eine befristete Stelle als Laborantin in der Forschung. Rückblickend würde ich sagen, meine bisherige berufliche Laufbahn hat sich eigentlich gefügt, so wie es für mich gerade gepasst hat.

Seit rund drei Jahren bin ich nun als Laborantin in der Lebensmittelindustrie tätig. Genauer gesagt bin ich in der Produktionsüberwachung: Das heißt, aus der Produktion kommen stündlich neue Proben, ich analysiere die und trage die Werte in unser System ein. Nur wenn die stimmen, passt auch das Endprodukt. Die Arbeit kann einem schon eintönig vorkommen, wenn man die ganzen Abläufe erst einmal kennt. Ich mag die Routine aber sehr gerne.

Die Arbeitszeit ist in Früh-, Spät- und Nachtschichten unterteilt. Die Dienstpläne werden immer für einen Zeitraum von sechs Wochen erstellt, und die Dienstzeiten sind sehr unterschiedlich – auch an Wochenenden und Feiertagen läuft die Produktion, und wir sind im Einsatz. Intern gibt es aber auch Stellen im Labor ohne Schichtbetrieb, auf so eine habe ich mich gerade beworben. Denn die Schichtarbeit ist auf Dauer gar nicht so leicht wegzustecken, vor allem wenn man gegen den eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus arbeiten muss.

Wenig Transparenz

Das Thema Gehalt ist mir grundsätzlich schon wichtig, wenn es auch nicht das Wichtigste für mich ist. In meiner Abteilung verdienen alle das Gleiche, abseits der kollektivvertraglichen Vorrückungen aufgrund der Dienstjahre. Es gibt also keine Überzahlungen oder Ähnliches. Weil ich aber langfristig nicht mehr im Schichtbetrieb arbeiten möchte, wollte ich mal bei meinen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Abteilungen nachfragen, wie es um das Gehalt ohne die ganzen Zulagen steht. Darüber wollte aber niemand so wirklich sprechen. Meistens werden solche Gespräche mit gängigen Floskeln abgetan: "Über Geld spricht man nicht" oder "Mehr könnte es immer sein".

Zu ihrem Berufswunsch ist unsere Gesprächspartnerin durch den Chemieunterricht in der Schule gekommen. Seit rund drei Jahren ist die 25-Jährige nun als Laborantin im Schichtbetrieb tätig (Symbolfoto).
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Bislang habe ich nur eine Kollegin gefunden, die mir gesagt hat, was sie verdient und wie viel dann am Ende des Monats auf dem Konto landet. Daran kann ich mich zwar ein bisschen orientieren, aber von Gehaltstransparenz sind wir damit noch weit entfernt. Dabei denke ich, dass alle davon profitieren würden, wenn wir offener damit umgehen. Dass das Thema Gehalt interessiert, merkt man auch daran, dass oft über das Einkommen der anderen gemunkelt wird, und genau das birgt Konfliktpotenzial. Mehr Transparenz würde also auch Ruhe reinbringen. Mittlerweile frustriert es mich einfach, dass Gehalt für viele nach wie vor ein Tabuthema ist.

Ich habe zwar auch online nach Infos gesucht, aber gerade in vergleichbaren Stellenanzeigen sind meist nur die Mindestgehälter angegeben. Einen wirklichen Einblick, welches Gehalt für meine Position außerhalb des Schichtbetriebs angemessen ist, habe ich also nicht. Ganz anders ist das zum Beispiel in meinem Freundeskreis: Wir wissen eigentlich alle, was die anderen so verdienen. Auch mit meiner Schwester spreche ich ganz offen darüber, und wir geben uns Tipps. Das finde ich auch wichtig. Ich antworte immer ehrlich, wenn mich jemand nach meinem Gehalt fragt. Nur dadurch kann ich verhindern, dass andere – vor allem Frauen – in ihrem Job unterbezahlt werden.

Sparen auf die Immobilie

Laut Kollektivvertrag verdiene ich etwa 2300 Euro brutto, durch die ganzen Zulagen im Schichtbetrieb ist das Bruttogehalt aber wenig aussagekräftig. Am Ende des Monats komme ich auf etwa 2200 bis 2300 Euro netto. Aktuell leben mein Partner und ich in einer Mietwohnung in der Nähe von St. Pölten. Wir mussten zum Glück nicht so stark auf die Mietkosten achten, weil wir beide genug verdienen. Mit allem Drum und Dran zahlen wir fürs Wohnen etwa 800 Euro.

Das sind auch die größten Fixkosten, hinzu kommen noch Lebensmittel sowie Handy- und Internettarif. Etwa ein Drittel bis die Hälfte unseres Gehalts können wir sparen. Unser Traum ist es, eines Tages eine eigene Wohnung mit Garten oder ein Haus zu kaufen. Wie realistisch das bei den aktuellen Preisen ist, weiß ich aber nicht.

Fast schon zusätzliche Fixkosten sind bei mir Bücher: Ich lese gerne und viel und gebe bis zu 100 Euro monatlich für mein Hobby aus. Abseits davon gehen wir immer schon gerne zusammen essen. Bestimmt ein- bis zweimal pro Woche. Da schauen wir dann auch nicht aufs Geld. Dafür geben wir zusammen etwa 200 bis 300 Euro im Monat aus. Urlaube gab es seit der Pandemie nicht wirklich. Aber wenn wir wegfahren, dann gönnen wir uns das auch.

Ich denke, dass der Jobmarkt für meinen Beruf und meine Branche sehr gute Möglichkeiten bietet. Wenn ich nicht mehr im Schichtbetrieb arbeite, werde ich hoffentlich keine großen Einbußen beim Gehalt haben. Eine Sache, die mir aber Sorgen bereitet, sind die Vorurteile mancher Arbeitgeber. Gerade wenn man als Frau einen neuen Job sucht und Mitte zwanzig ist. Manchmal hat man schon den Eindruck, dass Unternehmen dann lieber Männer einstellen, die nicht wegen einer Schwangerschaft in Karenz gehen könnten. Ich hoffe, dass sich das künftig auch noch mehr verändert." (Anika Dang, 11.4.2022)