Antikriegsaktivistin Marina Owsjannikowa war bei Markus Lanz.

Foto: Screenshot/ZDF-Mediathek

Der russische Umgang mit Oppositionellen und Menschen, die unter diesen Verdacht geraten, verheißt historisch nichts Gutes. Legendär in ihrem mörderischen Wahnsinn sind die sogenannten Säuberungen unter Josef Stalin, die von den 1920ern bis zum Tod des Diktators 1953 liefen. Sie kosteten Millionen Menschen das Leben. Zeitlich näher stehen uns Morde und Mordanschläge unter Neodiktator Wladimir Putin – das Giftattentat auf den Putin-Gegner Alexej Nawalny zum Beispiel, der nun in russischer Haft darbt.

Angesichts solcher Ereignisse wirkte eine Liveschaltung aus Moskau in der Talkrunde von Markus Lanz am Mittwoch überraschend. Die Journalistin Marina Owsjannikowa wurde in die Runde eingeblendet – jene Frau, die vor zwei Wochen mit einem Antikriegspappschild in Händen die Abendnachrichten des russischen Staatsfernsehens stürmte.

Bis zu 15 Jahre Haft wären möglich

In ihrem Wohnzimmer vor dem Bücherregal sitzend berichtete die Journalistin, wie es in ihrer Sache steht. Nach einer ersten Geldstrafe warte sie im Grunde täglich darauf, ihren Kindern entrissen und ins Gefängnis gebracht zu werden. Konkret möglich wären bis zu 15 Jahren Haft – doch sie denke nicht daran, dem Rat von Freunden zu folgen und "rasch zur französischen Botschaft zu laufen", um dort Schutz zu erhalten.

Tiefernst und blass unter der Schminke sagte Owsjannikowa das. Ihr Mut dürfte der Verzweiflung nicht fernstehen. Warum sie bis dato von Haft verschont geblieben sei, wisse sie nicht, betonte sie. Die Möglichkeit, im westlichen Fernsehen zu sprechen, könne ihr aber nur helfen. Ein beeindruckendes Gespräch, nachzusehen in der ZDF-Mediathek. (Irene Brickner, 31.3.2022)