Gerade in Photovoltaik auf Dächern verortet eine Umweltökonomin noch viel Potenzial – ihr schwebt wohl ein Anblick wie bei diesen Häusern vor.

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Wien – Der Ausweg aus der Abhängigkeit von Energieimporten und der Klimakrise liegt für die Umweltorganisationen Global 2000 und WWF auf der Hand: weg von fossilen zu erneuerbaren Energien und den Verbrauch senken. "Die Politik muss das größte Energiesparprogramm aller Zeiten auf den Weg bringen, damit sich Österreich aus der Abhängigkeit von Öl und Gas befreien kann", sagt Karl Schellmann vom WWF. Mit einem Maßnahmenpaket wollen sie die Wende realisieren.

Kurzfristig könnte man etwa im Verkehr den Verbrauch senken, etwa durch langsameres oder gemeinsames Fahren. "Wenn wir Fahrgemeinschaften bilden, ist das eine Spritreduktion um die Hälfte, wenn zwei statt nur einer im Auto sitzen", sagt Johannes Wahlmüller von Global 2000. Auch beim Heizen sieht er Potenzial, da Innenräume im Durchschnitt auf mehr als 22 Grad erwärmt würden. "Jeder Grad weniger spart sieben Prozent Energie ein", ergänzt Wahlmüller.

Neue Arbeitsplätze

Zudem verweist er auf die nötigen Arbeitskräfte, die teilweise erst ausgebildet werden müssten, um den Austausch von 900.000 Gas- und 600.000 Ölheizungen voranzutreiben: "Die Energiewende schafft Jobs." WWF-Experte Schnellmann fordert für den Austausch dieser Heizanlagen eine Vollfinanzierung, also eine hundertprozentige Förderung, für ärmere Haushalte: Dann könne man den Sommer nutzen, um mit weniger fossilen Anlagen in den Herbst zu gehen.

Österreich habe sich angesichts eines bereits hohen Anteils erneuerbarer Energien zu lange auf den Lorbeeren ausgeruht, meint Umweltökonomin Sigrid Stagl von der WU Wien, es habe zu wenig Anstrengungen gegeben, weiter auszubauen. "Wir müssen in eine Investitionsoffensive gehen, um die Erneuerbaren auszubauen." Mit nachhaltigen Energiesystemen lasse sich Versorgungssicherheit umsetzen. Potenzial ortet sie bei Photovoltaik: "Wir sollten leere Dächer als ungenutzte Ressource sehen", sagt Stagl.

Renaturierung

In Photovoltaik und Windkraft sieht WWF-Experte Schnellmann auch noch Potenzial bei der Energieerzeugung, Biomasse und Wasserkraft seien ausgeschöpft. Zudem pocht er auf ein Aus für umweltschädlicher Subventionen, die "erfasst und abgebaut" werden müssten und Maßnahmen zur Erhöhung der Absorptionsfähigkeit von CO2, etwa durch Renaturierung. "Es geht um mehr Platz für die Natur." (aha, 31.3.2022)