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Alles in allem bis zu 200 Milliarden Euro stecken die Machthaber Katars in die WM. Jetzt wollen sie sich ihre Show, die mit der Auslosung beginnt, nicht verderben lassen.

Foto: REUTERS/Pfaffenbach

Der Fifa-Kongress in Doha am Donnerstag gab einen Vorgeschmack auf die Diskussionen bis zum Anpfiff der WM im Winter. Und er demonstrierte die Verfasstheit der Fifa-Exekutive vor der gewiss pompösen Auslosung heute Abend (17.55, ORF 1) im Exhibition and Convention Centre. Erst richtete der ukrainische Verbandspräsident Andrij Pawelko in schusssicherer Weste direkt aus dem Kriegsgebiet emotionale Worte an die Kollegenschaft, nahm aber eine Person ausdrücklich von seiner Begrüßung aus. Russland ist nämlich in Doha vertreten, auch wenn sein Team aus der WM-Qualifikation ausgeschlossen worden war.

Dann rechnete Norwegens neue Verbandschefin Lisa Klaveness mit Gastgeber Katar und der Fifa ab. Die WM sei auf eine inakzeptable Art und Weise vergeben worden, sagte die 40-jährige Ex-Internationale. "Es gibt keinen Platz für Gastgeber, die nicht die Sicherheit der WM-Arbeiter sicherstellen. Keinen Platz für Führungsfiguren, die keine Frauenspiele ausrichten. Keinen Platz für Ausrichter, die nicht die Sicherheit und den Respekt für die LGBQT-Plus-Bewegung gewährleisten."

Klaveness’ Worte fanden kaum Beifall, die Norwegerin wurde indirekt von Delegierten gar bedroht. Organisationschef Hassan Al-Thawadi wies die Kritik brüsk zurück, Fifa-Präsident Gianni Infantino, vom OK-Chef mehrmals als "Bruder" angesprochen, lächelte sich über die Situation hinweg und kündigte an, 2023 für eine dritte Amtszeit kandidieren zu wollen.

Frage: Wann, wo, wie lange? Die Hard Facts der WM-Endrunde.

Antwort: Die 21. WM findet vom 21. November bis 18. Dezember statt. Das Auftaktmatch passiert mit Beteiligung des katarischen Teams in Al-Chaur. Das Finale – am vierten Adventsonntag – wird im 90.000 Menschen fassenden Lusail Stadion in Doha am Nationalfeiertag Katars ausgetragen. In der Hauptstadt stehen gleich vier der acht Stadien. In nur 28 Tagen ist die Angelegenheit erledigt, es wird also die kürzeste WM seit 1978.

Frage: Wie kam es zur Endrunde in Katar und zum ungewöhnlichen Termin?

Antwort: Das Emirat am Persischen Golf erhielt am 2. Dezember 2010 in Zürich den Zuschlag. Es handelte sich um eine Doppelvergabe, über die Endrunde 2018 durfte sich seinerzeit Russland freuen. Beide Entscheidungen waren gelinde gesagt skandalumwittert. Katar setzte sich im vierten Wahlgang gegen die Bewerbung der USA durch. Korruption wurde vermutet, inzwischen wurden ehemalige Mitglieder der Exekutive des Weltverbandes Fifa auch überführt. Katar behielt aber die WM, auch weil die Fifa hohe Schadenersatzforderungen fürchtete. Katar ist als Fußballnation unbedeutend, steckt aber Milliarden in den internationalen Sport. Bedenken bezüglich der katastrophalen Menschenrechtslage im Emirat spielten bei der Vergabe keine Rolle – auch nicht die sommerliche Hitze im Land. Die WM wurde gegen den Widerstand der europäischen Ligen kurzerhand in den Winter verlegt. Nicht 50 Grad Celsius, sondern 25 bis 30 Grad werden für die Zeit der Spiele erwartet. Angepfiffen wird in der Vorrunde um 11, 14, 17 und 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit, in der K.-o.-Phase nicht vor 16 Uhr.

Frage: Welche Regeln gelten für anreisende Fans, wo gibt es Eintrittskarten?

Antwort: Noch sind Hotelbuchungen nicht möglich, Beschränkungen im islamischen Land sind zu erwarten, welche genau, ist noch Verhandlungsgegenstand. In einer ersten Phase wurden bereits 800.000 Tickets in allen Kategorien und für alle Spiele verkauft. Zwei weitere Verkaufsphasen folgen. Für Kataris, für die insgesamt 350.000 Karten reserviert sind, kosteten die Tickets der ersten Phase zwischen zehn und 188 Euro, für Gäste zwischen 63 und 1463 Euro. Durch die kurzen Wege – Katar ist etwas kleiner als Oberösterreich – können Fans viele Spiele in recht kurzer Zeit besuchen.

Frage: Wie sieht der Modus aus?

Antwort: Wie zuletzt auch. 32 Mannschaften spielen in acht Vorrundengruppen zu je vier Teams. Maximal dürfen zwei europäische Mannschaften in der Vorrunde aufeinandertreffen, direkte Duelle in anderen Konföderationen sind ausgeschlossen. Die Gruppenersten und -zweiten schmücken das Achtelfinale. 2026 spielen in Kanada, Mexiko und den USA 48 Teams mit.

Frage: Nach welchem Modus wird heute ausgelost? Wie sind die Lostöpfe bestückt?

Antwort: Aus Pool 1 werden Katar, Brasilien, Belgien, Titelverteidiger Frankreich, Argentinien, England, Spanien und Portugal gezogen. Pool 2: Niederlande, Dänemark, Deutschland, Uruguay, Schweiz, USA, Kroatien, Mexiko. Pool 3: Senegal, Iran, Japan, Marokko, Serbien, Polen, Südkorea, Tunesien.

Pool 4: Kamerun, Kanada, Ecuador, Saudi-Arabien, Ghana, Sieger aus Wales gegen Schottland oder Ukraine, Sieger aus Costa Rica gegen Neuseeland, Sieger aus Peru gegen Vereinigte Arabische Emirate oder Australien.

Frage: Wann ist das Teilnehmerfeld komplett?

Antwort: Mit Glück im Juni. Die interkontinentalen Playoffs Costa Rica gegen Neuseeland und Peru gegen den Sieger aus Vereinigte Arabische Emirate gegen Australien werden am 13./14. Juni in Katar ausgespielt. Das letzte europäische Ticket wird nach dem auf Juni verschobenen Playoff-Halbfinale zwischen der Ukraine und Schottland im Finale gegen Wales vergeben. (Sigi Lützow, 1.4.2022)