Die Pandemie hat sich verändert. Mit der Omikron-Variante ist tatsächlich eine deutliche Entspannung eingetreten. Die Kombination aus breitflächigen Impfungen und leichteren Verläufen hat dazu geführt, dass sich zumindest die Situation auf den Intensivstationen beruhigt hat. Und einige, die mit Covid im Krankenhaus liegen, sind dort nicht wegen, sondern mit Corona.

Wie immer gibt es dazu in Österreich keine konkreten Zahlen, und die Belastung des Krankenhauspersonals ist immer noch extrem hoch. Aber man kann durchaus von Licht am Ende des Tunnels sprechen. Vor allem auch deshalb, weil laut Experten das Mutationspotenzial des Virus nicht endlos ist. Die WHO bereitet sich auch schon auf den Übergang in die endemische Phase vor.

Die Kombination aus breitflächigen Impfungen und leichteren Verläufen hat dazu geführt, dass sich zumindest die Situation auf den Intensivstationen beruhigt hat.
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Das sind gute Nachrichten. Aber es macht noch einmal klar: Das Virus geht nicht mehr weg, wir müssen lernen, damit zu leben. Was das für die einzelnen Personen bedeutet, ist sehr unterschiedlich. Und auch, wie sie mit diesem Wissen umgehen. Nicht wenige tun so, als gäbe es keine Gefährdung mehr. Andere machen sich Sorgen wegen möglicher Leberschäden, wenn ihre Kinder erkranken und bald darauf wieder feiern gehen. Viele denken schwarz-weiß – die Realität ist aber eher grau.

Tatsächlich ist das Risiko recht unterschiedlich verteilt, und danach sollte man auch das eigene Verhalten gestalten. Junge Menschen sind deutlich weniger gefährdet als Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen und bestimmten Therapien. Bei der Beurteilung des eigenen – und des fremden – Verhaltens gilt es, sich diese Risikofaktoren bewusst zu machen. Das heißt nicht, dass man die Krankheit auf die leichte Schulter nehmen sollte oder keine Vorsicht mehr nötig ist. Steckt man sich an, braucht der Körper ausreichend Ruhe, um sich zu erholen, sonst können langfristig Probleme folgen.

Coping-Strategien

Eine andere Frage ist, wie die einzelnen Personen mit der Angst vor Corona umgehen. Dahinter stecken unterschiedliche Sicherheitsbedürfnisse und individuelle Coping-Strategien. Tatsache ist, dass jeder Mensch anders mit Bedrohungen von außen umgeht – und Covid-19 ist eine Bedrohung. Viele Menschen haben sich mehr oder weniger mit dem Thema arrangiert – ohne die Belastung kleinreden zu wollen. Aber nicht alle schaffen das. Individuell nicht gut ist, wenn man sich durch die Pandemie so beeinträchtigt fühlt, dass man sich komplett zurückzieht – dann wäre professionelle Hilfe wichtig.

Aber auch das andere Extrem ist nicht in Ordnung. Nämlich wenn man die Sorgen und Bedürfnisse anderer vom Tisch wischt. Die Gefahr lächerlich zu machen ist am Ende auch nur eine Coping-Strategie, um eigene Ängste zu verdrängen, auch wenn die so Handelnden das nicht so sehen. Und es ist vor allem respektlos gegenüber den Bedürfnissen anderer.

Respekt ist generell ein wichtiges Stichwort in dieser Thematik. Im Verlauf der Pandemie ist er bei fast allen Menschen immer weniger geworden. Spätestens jetzt ist es hoch an der Zeit, dem Respekt wieder Raum zu geben. Das gilt für jene, die sich weigern, erwiesene Erkenntnisse zu akzeptieren. Aber das gilt auch für alle, die die kritische Diskussion über Maßnahmen ablehnen. Auch das ist am Ende fehlender Respekt für das Gegenüber. Mit dem Virus leben lernen heißt auch, die in der Gesellschaft entstandenen Gräben aktiv zuzuschaufeln – und dazu müssen alle beitragen. (Pia Kruckenhauser, 1.4.2022)