Putins Krieg genießt in Russland noch Unterstützung, zum Teil aus bewusstem Nichtwissenwollen. Die Frage ist, was passiert, wenn die bei allen Schlupflöchern doch ziemlich harten Sanktionen bei der Bevölkerung ankommen. Fun Fact: Die Luftflotte der staatlichen Airline besteht keineswegs mehrheitlich aus Suchoi und Iljuschin, sondern aus Boeing und Airbus. Wenn die keine Ersatzteile kriegen, ist es aus mit den Flügen in dem Riesenland.

Leere Regal in einem Supermarkt in Moskau.
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Die große Frage ist: Können die Russen zur Genügsamkeit der Sowjetunion zurückkehren? Wer jemals in der UdSSR war, konnte den grotesken Mangel an allem und jedem erleben. Was es da in einer atomaren Supermacht an Kleidung, technischen Geräten, Dienstleistungen, Nahrungsmitteln (außer Wodka) alles nicht gegeben hat, ist heute unvorstellbar. Nach westlichen Maßstäben herrschte in der Sowjetunion Armut. Sie haben trotzdem jahrzehntelang durchgehalten. Inzwischen gibt es so etwas wie eine städtische Mittelschicht (auf dem Land herrscht nach wie vor Armut). Aber nichts Großartiges. Beim Bruttonationalprodukt pro Kopf (kaufkraftbereinigt) steht Russland auf Platz 58. Das BIP ist gerade dreieinhalbmal so groß wie das Österreichs. Wahrscheinlich kann Putin die Bevölkerung mit Patriotismus und Repression wieder auf Entbehrungen einstimmen. Aber ganz sicher ist das nicht. Denn auch einfache Russen sehen: 30 Jahre nach der Sowjetunion geht es nicht aufwärts, sondern abwärts. (Hans Rauscher, 2.4.2022)