Zwischen fünf und zehn Euro pro Monat kosten die Abo-Services im Schnitt. Meist wird dafür auch viel geboten.

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Es ist so weit. Project Spartacus, so der coole Arbeitstitel des "Game-Pass-Killers" von Sony, hat die Maske fallen gelassen und präsentierte sich kürzlich als etwas unübersichtlicher Service mit vielerlei Abstufungen. Ab Juni wählen Kunden zwischen Playstation Plus Essential, was dem ehemaligen Playstation Plus entspricht, und Plus Extra, womit zahlende Kunden auf zusätzliche 400 PS4- und PS5-Titel zugreifen können.

Mit der dritten Stufe, Plus Premium, warten zusätzliche 340 Spiele und Klassiker aus allen Playstation-Generationen als Download oder via Streaming. Ein zusätzliches Retro-Angebot, kann man sagen. Ehemalige Playstation-Now-Kunden migrieren in diesen Premium-Dienst, da Now aufgelöst wird.

Laut Sony schließen 75 Prozent der Kunden ihr Abo jährlich ab.
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Kein "God of War"

Das wohl zugkräftigste Argument für den Game Pass von Microsoft ist mit Sicherheit, dass First-Party-Spiele à la Halo oder Forza – oder auch jene von den unzähligen Studios, die der US-Konzern in den letzten Jahren aufgekauft hat – am Erscheinungstag auch in den Game Pass wandern. Wer also zumindest in zwei Vollpreistitel pro Jahr investiert, der ist mit dem Abo eigentlich schon im finanziellen Plus, und da sind jetzt noch gar nicht die Spiele mitgerechnet, mit denen Microsoft die Abo-Besitzer monatlich zuschüttet.

Sony schätzt seine First-Party-Titel offenbar stärker ein als jene von Microsoft. Deshalb ließ auch Playstation-Chef Jim Ryan in einem Interview wissen, dass Sonys Spiele wohl "leiden würden", wenn sie in das Abo wandern würden. Was meint er damit? "Wir befinden uns in einem sehr positiven Kreislauf mit unseren Studios", sagt Ryan. Investments würden zu Erfolg führen, was neuerliche Investments rechtfertige, die wiederum noch mehr Erfolg bringen würden. "Wir mögen diesen Kreislauf, und ich glaube, unsere Spieler mögen ihn auch."

Dieser Kreislauf würde durch die Implementierung der Sony-Spiele in den Abo-Service unterbrochen werden. Die Investments würden schrumpfen – und irgendwann die Qualität der Spiele. Das habe man in der Vergangenheit nicht gemacht, und das würde man auch künftig nicht planen, so der Playstation-Chef. Damit widerspricht man direkt der Philosophie des großen Widersachers Microsoft. Der US-Konzern hat sich in den letzten Jahren sehr auf das Promoten des Abo-Dienstes Game Pass fokussiert. Offenbar verlässt man sich vor allem auf die Mikrotransaktionen einzelner Spiele, etwa Halo, um den Service zusätzlich zu monetarisieren.

Den Aussagen von Sony widerspricht allerdings ein wenig das nicht geheime Liebäugeln mit Service-Games. Nicht erst seit dem Kauf von Bungie, das mit dem Loot-Shooter Destiny seit Jahren erfolgreich seine Spieler serviciert, zeigt der Playstation-Konzern Interesse an langlebigen Spielen, die er bisher nicht wirklich in seinem Portfolio hatte. Gut, bis auf der Playstation mehrere dieser Service-Games erfolgreich laufen, werden noch einigen Controllern die Akkus ausgehen und noch einigen Analogsticks der Gummi abfallen. Wie der Sony-Chef zugibt, seien seine Aussagen Kommentare zum Status quo – Anpassungen bei den Services in den kommenden Jahren sind natürlich nicht ausgeschlossen.

Pro Spiel zahlen? Kennt man bereits, aber der Trend könnte sich noch ausweiten.
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"GTA+"

Wer am Ende recht haben wird, das kann man heute noch nicht abschätzen. Wer hätte vor rund zehn Jahren gedacht, dass es 2022 rund 25 Millionen Game-Pass-Kunden und knapp 48 Millionen Playstation-Plus-Kunden geben würde? Dennoch gibt es noch immer viele Spieler, für die sich ein solches Abo nicht lohnt beziehungsweise die ihr sauer verdientes Geld lieber auf ein oder zwei bestimmte Spiele werfen. Dazu hatte man in der Vergangenheit zahlreiche Möglichkeiten. Am populärsten war wohl für viele Spiele eine Art "Season Pass", bei dem man sich für bare Münze kommende Spielerweiterungen, früheren Zugang zu Inhalten oder exklusive Boni sichern konnte.

Zusätzlich hat mittlerweile fast jedes Spiel die Möglichkeit, dass man via Mikrotransaktionen, etwa für optische Gimmicks für Spieler-Avatare oder aber umstrittene Loot-Boxen, noch mehr Geld in ein bestimmtes Spiel werfen kann. Mit GTA+ preschte Ende März überraschend eines der erfolgreichsten Games der letzten zehn Jahre in Sachen Bezahlmodell vor. Das neue Mitgliedschaftsprogramm für GTA Online kostet im Monat 5,99 Euro – und dafür bekommt man diverse In-game-Sachen, etwa Bargeld zum Kauf von Immobilien und Autos.

Netflix für Gamer

Regt sich in manchen von uns schon die Magengegend, wenn man an die zahlreichen Streaming-Anbieter denkt, die derzeit den Markt überfluten – man mag sich nicht ausmalen, was wäre, wenn man für jedes Spiel auch noch monatlich eine zusätzliche Abogebühr zahlen müsste.

Keine Angst, so weit wird es nicht kommen – hoffentlich. Der Markt wächst und so die Bedürfnisse der größer werdenden Spielermasse. Microsoft, Rockstar und Co versuchen jeden potenziellen Gamer zu erreichen und wollen deshalb das Angebot breit halten. Am Beispiel Sony kann man deshalb festhalten: Wer nicht die neuesten Playstation-Games braucht, der kann mehr fürs Abo zahlen und so auf eine sich verändernde Bibliothek an älteren Games zugreifen. Wer nur online spielen will, der behält weiterhin sein Plus-Abo und kauft sich das nächste God of War zum Vollpreis. Wenn Sony uns nicht anlügt, dann führt das auch in den kommenden Jahren zu innovativen und spektakulären Games, die nicht darauf angewiesen sind, ob der Spieler zusätzlich auch noch den Umhang für seine Spielfigur in Pink mit gelben Punkten für Echtgeld kauft. (Alexander Amon, 3.4.2022)