Was man im jugendlichen Alter nicht lernt, lernt man als erwachsene Person kaum noch. Diese über Generationen gereifte Erkenntnis ist es, die Touristiker anno 2022 Schlimmes befürchten und jetzt den Umkehrschwung proben lässt. Zwei Jahre lang hat es wegen Corona so gut wie keine Schulskikurse gegeben, was gleichbedeutend ist mit weniger skifahrendem Nachwuchs in den kommenden Jahren. Geht es nach Martha Schultz, Tourismusunternehmerin aus dem Tiroler Zillertal (Schultz Gruppe), sollen die Schulsportwochen auf neue Beine gestellt werden.

Schultz, die auch Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) ist, schwebt ein niederschwelliger Zugang vor, der Pädagogen und Pädagoginnen, aber auch Elternvereine für die Sache einnehmen soll. "Sport und Bewegung in der freien Natur sind wichtig. Als Unternehmerin denke ich aber auch immer an die Auslastung," räumte Schultz am Rande eines Seminars der Fachgruppe Tourismus und Freizeitwirtschaft der WKO in Hochfügen freimütig ein.

Attraktives Angebot

Kinder und Jugendliche sollen ihrerseits mit einem attraktiven Angebot begeistert werden, das Transport, Unterkunft und Aktivitäten im Freien wie Skifahren, Rodeln oder Schneeschuhwandern umfasst. Auch die Verpflegung sollte stimmig sein, sprich regional ausgerichtet, aber auch den Vorlieben der Zielgruppe Rechnung tragend, also Wienerschnitzel mit Pommes oder Spaghetti beinhalten. "Ich möchte jedenfalls wegkommen vom Lunchpaket," sagte Schultz.

Zwei Jahre lang hat es wegen Corona so gut wie keine Schulskikurse gegeben. Jetzt ist die Sorge um den skifahrenden Nachwuchs groß.
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Wie soll die Idee Schwung aufnehmen? Durch Weiterentwicklung der derzeitigen Servicestelle Wintersportwochen, einem Kooperationsprojekt von WKO, Sport Austria, Sport- sowie Bildungsministerium und weiteren Partnern. Mit Schulbeginn im Herbst soll die Servicestelle zu einem "One-Stop-Shop" ausgebaut werden für Lehrer und Lehrerinnen, aber auch für gewerbliche Anbieter wie Beherbergungsunternehmen, Liftbetreiber, Skiverleih und andere mehr. Auf dieser Online-Plattform, für die etwa 150.000 Euro kalkuliert werden, sollen Informationen zu allen relevanten Fragen rund um den Schulsport abrufbar sein.

Vor Corona besuchten laut Statistik 14,5 Prozent der Schülerinnen und Schüler entweder einen Skikurs oder waren an aufeinander folgenden Tagen mit der Klassengemeinschaft Skifahren. In absoluten Zahlen waren das knapp 260.000. Die Zeiten verpflichtender Schulskikurse liegen lange zurück und werden auch nicht wiederkommen. Der einzige Weg zurück zu einer Breitenbewegung führe über ein gutes Angebot – Klärung von Haftungs- und Compliance-Fragen inklusive. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran," sagte Schultz.

Ausdehnen auf den Sommer

Viel länger schon, nämlich mehr als 20 Jahre, hat Schultz mit einem deutschen Partner ein Projekt mit dem Ziel laufen, Kindern und Jugendlichen Skifahren in den Tiroler Bergen zu ermöglichen. Im Winter vor Corona seien so gut 60.000 Schüler und Schülerinnen aus Deutschland in die Skigebiet der Schultz Gruppe im Zillertal und in Osttirol gekommen. Von dieser Initiative hätten auch viele kleinere Gastwirtschaften im Inntal profitiert, indem sie Quartiere zur Verfügung stellten. Dieses erprobte Modell könne Vorbild sein für das Revival der österreichischen Schulsportwochen, wobei Schultz schon ganzjährig denkt: "Wir beginnen mit dem Winter und wollen das Ganze dann auch auf den Sommer ausdehnen." (Günther Strobl, 4.4.2022)