Kulturkampf in Amerika, 2500. Folge. Diesmal fliegen die Fetzen zwischen Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, und der Disney Company. DeSantis will sich (2024: Präsidentschaftswahlen!) als republikanischer Leithammel profilieren und hat ein Gesetz abgenickt, das die Erwähnung sexueller Sachverhalte in den Schulen untersagt: nur für Kinder unter acht Jahren, sagt DeSantis; mit der Absicht, den Bundesstaat zurück in den ideologischen Muff der McCarthy-Ära zu beamen, mutmaßen Kritiker.

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Ron DeSantis unterschrieb ein Gesetz, dass Lehrern in Florida verbietet, mit jüngeren Schülern über sexuelle Orientierung zu sprechen.
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Auf Kritik von Disney meint DeSantis, man lasse sich von keinem Konzern etwas vorschreiben – ein lustiges Argument, bedenkt man, wie folgsam die Republikaner sonst an den Geldfäden von Corporate America hängen. Umgekehrt trägt Disney identitätspolitisch dick auf, wenn es ankündigt, die Hälfte seiner Filmproduktion auf queere Sensibilitäten hin zu trimmen – und so den Verdacht nährt, Belehren sei ihm wichtiger als Unterhalten.

Eine Entschärfung des Konflikts ist nicht in Sicht. Wie auch, wenn das Kulturkampfgebot der Stunde Brüllen und Feuerspeien heißt? Mit Risiken für alle: Florida hat in Disneys Themenparks wichtige Stakeholder; Disney riskiert, seinen Noch-Ruf als unpolitischer Familienkonzern zu verspielen. Wie wäre es zur Abwechslung mit Mäßigung und Kompromiss? Genauso gut könnte man sich vom Christkind wünschen, es möge einen zum nächsten Fest mit Onkel Dagoberts Geldspeicher beschenken. (Christoph Winder, 3.4.2022)