Die Vorbereitungen für das Projekt der Nasa, erstmals seit fast 50 Jahren wieder US-Astronautinnen und -Astronauten auf dem Mond zu landen, treten in eine entscheidende Phase ein: Eigentlich wäre der Höhepunkt der Artemis-3-Mission für 2024 vorgesehen gewesen, doch nach Verzögerungen auf mehreren Ebenen dürfte die Rückkehr zum Mond nun frühestens 2025 erfolgen.

Das SLS im Morgenlicht Floridas. Die aktuellen Tests bringen die Nasa einen Schritt näher an den Jungfernflug im Mai.
Foto: IMAGO/Joel Kowsky

Ein unbemannter Bodentest jenes annähernd 100 Meter hohen Space Launch System, das vier Raumfahrende im Raumschiff Orion in die Mondumlaufbahn bringen soll, ist am Sonntag vorübergehend unterbrochen worden – aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Es habe ein Problem an der Startrampe gegeben, weswegen das Raketensystem nicht sicher mit Treibstoff habe befüllt werden können, teilte die Nasa mit.

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Auf schweren Kettenfahrzeugen zum Startplatz.
Foto: AP/Joel Kowsky

Start im Mai

Ein Ventilationssystem, das den Bereich rund um den Startplatz von giftigen Gasen freihält, ließ sich nicht aktivieren. Mittlerweile wurde das Problem jedoch gelöst, und das sogenannte Wet Dress Rehearsal konnte am Montag fortgesetzt werden. Bei diesem seit Freitag laufenden Test werden alle Abläufe eines unbemannten Starts durchgespielt. Der erste echte Start – und damit der Jungfernflug – ist frühestens für Mai geplant.

Größe und Aufbau des SLS.
Illustr.: Nasa
Zum Mond und wieder zurück.
Illustr.: Nasa

Das Gesamtensemble war Mitte März am Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida erstmals ausgefahren worden. Bei der mehrstündigen Prozedur wurde es langsam über die rund sechs Kilometer bis zum Startplatz gebracht.

Kernstück aus Europa

Das Raumschiff des Artemis-Programms besteht aus der Rakete SLS und der Orion-Kapsel. Dazwischen sitzt das European Service Module (ESM). Das vier Meter breite Kernstück der Orion-Raumschiffe kann bis zu vier Astronauten aufnehmen und beherbergt einen Großteil der Versorgungsinfrastruktur: Haupttriebwerk und Treibstofflager, Solarpaneele und Klimasystem, Sauerstoff- und Wasservorräte.

Bei der Artemis-1-Mission soll das Orion-Raumschiff einen ersten unbemannten Flug zum Mond unternehmen. Dabei wird das Space Launch System das Raumschiff in den Erdorbit heben, von wo aus Orion bis zum Mond fliegt, ihn in einem Abstand von 64.000 Kilometern umrundet und wieder zurückkehrt. Vor dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre löst sich Orion vom Europäischen Servicemodul ab.

Ziel: Shackleton-Krater

Artemis 2 gleicht Artemis 1, mit dem Unterschied, dass diesmal Astronauten an Bord sind. Im Rahmen von Artemis 3 schließlich sollen erstmals seit 1972 wieder Menschen auf der Mondoberfläche landen. Bei dieser Mission sollen vier Astronauten in einen Mondorbit einschwenken.

Video: Virtueller Start von Artemis I.
NASA's Marshall Space Flight Center

Zwei von ihnen steigen dann für die letzte Phase auf dem Weg zur Mondoberfläche auf ein Landegefährt um, das die beiden zum Krater Shackleton am Südpol des Mondes und wieder zurück bringt. Der Lander wird von Elon Musks Unternehmen Space X beigesteuert, obwohl diese Frage noch nicht endgültig entschieden scheint. Insgesamt soll die Mission weniger als 30 Tage dauern. (tberg, red, 4.4.2022)