Zecken sitzen oft im Gras, im Vorbeigehen streift man sie ab. Aber auch im Wald sind sie häufig zu finden.

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Endlich hält der Frühling Einzug. Doch mit den wärmeren Temperaturen werden auch die Zecken wieder aktiv. Und der Gemeine Holzbock sowie seine Kollegen können die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) bringen, eine durch Viren ausgelöste Gehirn-, Hirnhaut- oder Rückenmarkentzündung. Gegen diese Viren gibt es eine Impfung, und die Österreicherinnen und Österreicher nutzen sie auch. Doch vollständig geschützt sind nur gut 60 Prozent aller Menschen. Deshalb gibt es jetzt eine Impfaktion, bei der der Impfstoff ab sofort vergünstigt abgegeben wird.

Prinzipiell sind zwar über 80 Prozent in Österreich gegen FSME geimpft, aber bei weitem nicht alle haben sich die Auffrischungsimpfungen geholt. Deshalb mussten 2021 128 Menschen in Österreich mit einer FSME-Infektion ins Krankenhaus – nach einem absoluten Höchststand mit 215 Hospitalisierungen im Zeckenausnahmejahr 2020. "In dem Jahr konnte man auch nicht viel tun außer rausgehen. Aber eine so hohe Fallzahl gab es seit den 1980er-Jahren nicht mehr. Durchschnittlich haben sich die Fallzahlen in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt", sagt Infektiologin und Tropenmedizinerin Ursula Hollenstein.

Österreich ist Hochrisikogebiet

Vor allem in Österreich ist die Impfung wichtig, es ist Hochrisikogebiet, Zecken sind hier endemisch vorhanden, betont Hollenstein: "Die Menschen gehen, auch abgesehen von der Pandemie, generell mehr raus. Dazu kommt, dass sich mit der Klimaerwärmung das Verbreitungsgebiet noch weiter ausdehnt. Man findet Zecken mittlerweile bis in 1.500, 1.600 Meter Seehöhe, außerdem beginnt die Saison früher und dauert deutlich länger." Selbst im Winter seien Zeckenstiche möglich.

Einen Zeckenstich holen kann man sich fast überall, sogar im Beserlpark mitten in der Stadt. Sehr häufig sitzen sie auf Gräsern, man streift sie im Vorübergehen einfach ab. Und auch im Wald sind sie stark verbreitet. Besonders starkes Verbreitungsgebiet ist Oberösterreich, aber auch Kärnten, so Hollenstein. Aber auch in den anderen Bundesländern kann man sich diesbezüglich nicht entspannen.

FSME hat dabei hohes Komplikationspotenzial. Es gibt jene, die keine Symptome haben oder acht bis zehn Tage nach dem Stich Anzeichen einer Sommergrippe bekommen. Aber, betont Hollenstein: "Über 40 Prozent der ungeschützten Patientinnen und Patienten haben einen schweren Verlauf mit Gehirn- und Rückenmarksentzündungen, Bewegungs- und Bewusstseinsstörungen." Ein bis zwei Prozent überleben die Erkrankung nicht. Die meisten Erkrankten sind über 50 Jahre alt, auch weil mit dem Älterwerden das Immunsystem weniger aktiv ist. Aber selbst Kinder sind davon betroffen.

Zuverlässiger Schutz durch Impfung

Es gibt aber einen wirksamen Schutz gegen FSME, die Impfung. Doch viele Menschen in Österreich sind nur unzureichend immunisiert. Ein gültiges Impfschema beinhaltet drei Stiche zur Grundimmunisierung, die ersten beiden im Abstand von vier Wochen, die dritte folgt sechs bis zwölf Monate später. Eine erste Auffrischung erfolgt nach drei Jahren, daraufhin ist sie alle fünf Jahre ausreichend. Ab 60 Jahren verkürzt sich das Intervall aufgrund des schwächer werdenden Immunsystems wieder auf drei Jahre.

Einen ausreichenden Schutz haben trotz der hohen Impfquote nur gut 60 Prozent der Menschen in Österreich. Dass man seinen Impfstatus nicht kennt, ist absoluter Alltag in Österreich, weiß Hollenstein: "Viele haben keinen Überblick über ihre Impfungen. Sie erinnern sich wohl, dass sie schon einmal eine Immunisierung erhalten haben, aber wann das war, haben sie vergessen." Deshalb mache es Sinn, den Impfpass regelmäßig mit Hausärztin oder Apotheker zu kontrollieren.

Eine Titerbestimmung hält Hollenstein für nicht zielführend: "Viele Menschen machen eine Titerbestimmung, ob sie noch ausreichend Antikörper haben, anstatt sich die Auffrischungsimpfung zu holen. Ich verstehe diese Begeisterung dafür nicht. Das ist immer nur eine Momentaufnahme, es gibt bei FSME keine klare Korrelation, wie viele Antikörper für einen umfassenden Schutz nötig sind und wie lange dieser noch halten wird." Sie wendet ihn nur bei immunsupprimierten Menschen an, um zu prüfen, ob die Impfung angeschlagen hat, oder um herauszufinden, ob überhaupt schon einmal eine Immunisierung stattgefunden hat.

Darüber hinaus ist eine Titerbestimmung deutlich teurer als eine Impfung. Den Impfstoff gibt es jetzt bis Ende August außerdem in einer österreichweiten Aktion zu einem vergünstigten Preis. Er kostet in der Apotheke rund ein Drittel weniger, für Erwachsene 35,80 Euro, für Kinder 31,30. Zusätzlich leisten alle Krankenkassen ganzjährig einen Kostenzuschuss in unterschiedlicher Höhe, der beim Kauf abgezogen wird.

Zecken sicher entfernen

Wie kann man sich nun vor Zecken schützen? Lange, helle Kleidung zu tragen hilft, die Tiere kommen dann nicht so leicht auf die Haut. Man kann sie außerdem besser sehen und sofort abstreifen. Man sollte nach einem Aufenthalt im Freien auch immer den ganzen Körper absuchen. Hat man einen Stich, entfernt man die Zecke, indem man sie mit einer spitzen Pinzette (es gib auch eigene Zeckenpinzetten) vorne am Rüssel, direkt an der Einstichstelle, fasst und gerade herauszieht.

"Bitte nicht Hausmittel wie Kleber oder Öl anwenden, die Zecke bekommt dann Erstickungsanfälle und erbricht ihren Mageninhalt, samt potenzieller Viren, in die menschliche Blutbahn", warnt Gerhard Kobinger von der Österreichischen Apothekerkammer. Das Entfernen sollte auch so rasch wie möglich passieren, denn je länger eine Blutmahlzeit dauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Krankheitserreger in die Blutbahn übergehen.

Kobinger weist außerdem noch auf eine weitere Erkrankung durch einen Zeckenstich hin, die Borreliose. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Infektion, gegen die es bis jetzt noch keinen Schutz gibt. Eine Impfung ist zwar in Entwicklung und zeigt vielversprechende Ergebnisse in klinischen Studien, aber wann genau sie verfügbar sein wird, kann man nicht sagen. Kobinger empfiehlt: "Nach einem Zeckenstich sollte man in den nächsten Tagen beobachten, ob ein roter Ring rund um die Einstichstelle auftritt, das ist das Anzeichen für eine Infektion mit Borrelien." Diese kann man mit Antibiotika gut behandeln. Erkennt man die Infektion nicht, kann es zu Langzeitfolgen wie Fieberschüben, Arthritis oder sogar Hirnhautentzündung kommen. (Pia Kruckenhauser, 5.4.2022)