"Es ist ein riesiger Sieg, so riesig, dass man ihn sogar vom Mond aus sehen kann, aber aus Brüssel auf jeden Fall", sagte Ungarns Regierungschef Orbán am Wahlabend.

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Es war ein unerwarteter, aber klarer Sieg für Ungarns Premier Viktor Orbán: Bei der Parlamentswahl am Sonntag kam seine rechtsnationale Partei Fidesz auf 53 Prozent der Stimmen. Dafür bedankt hat sich Orbán in der Wahlnacht auch bei "unseren Freunden" in mehreren Ländern – konkrete Personen oder Parteien nannte er dabei nicht. Angesichts des eintrudelnden Gratulationsregens aus dem rechtskonservativen Lager ist das aber auch gar nicht notwendig: Von der FPÖ über Wladimir Putin bis hin zu Matteo Salvini erreichten den ungarischen Ministerpräsidenten Lobeshymnen.

"Patriotische Parteienfamilie"

Während der Wahlsieg in Österreich auf wenig Freude stößt, gratulierte FPÖ-Chef Herbert Kickl Orbán "herzlich" zu dessen "großartigem Erfolg". "Dieser Sieg ist auch ein deutliches Zeichen weit über die Grenzen Ungarns hinaus, dass konsequente Arbeit für die Interessen der eigenen Bevölkerung honoriert wird und nicht die Andienerei an die Brüsseler EU-Nomenklatura", kommentierte Kickl. Der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Christian Hafenecker sprach von einem "Sieg der patriotischen, konservativen und christlichen Parteienfamilie". Der außenpolitische Sprecher der FPÖ, Axel Kassegger, verwies auf die gemeinsame Positionierung von FPÖ und Fidesz bezüglich der Zukunft der EU. In einer gemeinsamen Erklärung hätten 16 europäische Parteien alternative Lösungen für die Entwicklung der EU präsentiert. "Dieser Kurs wurde gestern von den Wählern in Ungarn eindrucksvoll gestärkt."

Putin über bilaterale Beziehung

Auch vom russischen Präsidenten Putin kamen Glückwünsche: Dieser zeige sich "zuversichtlich, dass die künftige Entwicklung der bilateralen und partnerschaftlichen Beziehungen trotz der schwierigen internationalen Lage den Interessen der Völker Russlands und Ungarns entsprechen wird", erklärte der Kreml am Montag.

Orbán ist einer der wenigen Politiker innerhalb der EU und der Nato, die enge und freundschaftliche Beziehungen zu Putin pflegen. Zwar hat sich Orbán auf EU-Ebene der Unterstützung für die Ukraine angeschlossen, in Ungarn gab er sich aber neutral oder kritisierte die ukrainische Führung. Für die Ukraine bestimmte Waffenlieferungen ließ er nicht passieren.

Die Parlamentswahl war laut dem Politikwissenschafter Zoltán Kiszelly von der Frage Krieg oder Frieden überschattet. Dabei hätten sich die meisten Wähler für den Frieden entschieden, was von Fidesz zum Hauptthema im Wahlkampf gemacht wurde.

Janša über "Nachbarn"

"Es ist gut, Freunde als Nachbarn zu haben", schrieb am Montag der slowenische Ministerpräsident Janez Janša auf Twitter. Der Konservative gilt als enger Bündnispartner Orbáns. In drei Wochen muss er sich selbst Parlamentswahlen stellen. Seine SDS kämpft dabei mit einem Mitte-links-Bündnis und der neuen Bewegung des Ex-Topmanagers Robert Golob um den Sieg. Orbán und Janša gelten als Politikveteranen, sind sie doch seit Anfang der 1990er-Jahre in der Spitzenpolitik aktiv. Janša strebt seine vierte Amtszeit an.

Salvini lobt Wahlergebnis

Auch der Chef der rechten italienischen Regierungspartei Lega, Salvini, lobte den Wahltriumph. "Ehre für das freie ungarische Volk!", schrieb er auf Twitter. "Bravo Viktor! Allein gegen alle, angegriffen von den finsteren Fanatikern des Einheitsdenkens, bedroht von jenen, die die jüdisch-christlichen Wurzeln Europas auslöschen wollen, verunglimpft von jenen, die die mit der Familie, der Sicherheit, dem Verdienst, der Entwicklung, der Solidarität, der Souveränität und der Freiheit verbundenen Werte auslöschen wollen. Orbán hat auch dieses Mal gewonnen, mit dem, was anderen fehlt: der Liebe und der Zustimmung der Menschen."

Salvini ist seit Jahren ein guter Freund Orbáns. Dieser hatte öfters den migrationsfeindlichen Kurs Salvinis unterstützt, der zwischen Juni 2018 und August 2019 italienischer Innenminister war. (red, APA, 4.4.2022)