Brauenvorbild: "Emily in Paris"-Darstellerin Lily Collins

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Plötzlich waren sie überall, die struppigen Brauen der Cara Delevingne. Dabei hatte das britische Model doch lange mit ihnen gekämpft. Ihr Alleinstellungsmerkmal beschrieb sie als "zwei störende riesige Schnecken" auf ihrem Gesicht. Das änderte sich, als sie 2011 erstmals für Burberry modelte und die britische Presse die "power brows" des Models bejubelte: Die markanten Augenbrauen setzten Delevingnes Karriere in Gang, das eigenwillige Model wurde zur Brauen-Königin.

Die Britin setzte einen lang anhaltenden Trend, der sich in den vergangenen Jahren über die Social-Media-Kanäle sogar verstärkte. So sehen heute auf Instagram die Brauenbögen vieler junger Frauen wie haarige Raupen aus: Fluffy, Full oder Feather Brows rahmen die Gesichter. Selbst die Generation Tiktok bewegt die dichte Braue noch: Auf der Videoplattform geht es meist um die Frage, welche Produkte die struppigen Brauenbögen im Zaum halten oder schmale Brauen voller erscheinen lassen. Damit sie dann so aussehen wie die idealtypischen Exemplare der britischen Schauspielerin Lily Collins: natürlich buschig und dennoch geschwungen.

Es geht aber noch mehr, das bewies die Influencerin Sophia Hadjipanteli. Sie wandelt mit ihrer Monobraue auf Frida Kahlos Spuren. Auf Instagram legen unter dem Hashtag #UnibrowMovement Anhängerinnen des haarigen Balkens über den Augen Bilder von sich ab. Vereinzelt sprangen sogar Modeunternehmen in ihren Shows auf den Zug auf. 2018 engagierte die Marke Gucci Models wie Lea Julian oder Matilde Buoso mit Monobraue.

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Buschige Augenbrauen galten lange als das Schönheitsideal.
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Gegenbewegung

Die Gegenbewegung ließ nicht lange auf sich warten. Spätestens seit Rihanna 2018 das Cover der britischen Vogue mit zwei schwungvollen, schwarz aufgezeichneten "Skinny Brows" zierte, wird das Comeback der schmalen Augenbrauenbögen, wie sie in den 1990er-Jahren Drew Barrymore oder Gwen Stefani trugen, heraufbeschworen. Die Kahlschläge, die die Zupferei damals verursacht hat, und die Spuren, die tätowierte Bögen à la Pamela Anderson hinterlassen haben, scheinen in Vergessenheit zu geraten. Die Generation Z kommt wieder auf den Geschmack, so wie das US-Model Bella Hadid, Jahrgang 1996. Doch wie sieht es mit der Nachfrage in Österreich aus? "Bei jungen Frauen beobachte ich zwar ein Interesse an schmalen Augenbrauen, doch so recht trauen sie sich noch nicht", diagnostiziert Make-up-Artistin Alma Milcic. Sie vermutet: Bis der Trend bei den Endkonsumentinnen angekommen sei, werde es noch ein paar Jahre dauern.

Sie sollte es wissen. In ihrer Brow & Lash Bar ist die Nachfrage nach vollen Brauen ungebremst hoch. Prominente Vorbilder für viele Kundinnen: Salma Hayek, Penelope Cruz, Kim Kardashian. Die beliebteste Behandlung bei Milcic: der Brow Lift. Die Brauen werden bei der Behandlung nach oben hin fixiert, damit sie buschiger, breiter und voller aussehen. Auch das Angebot an Pflegeprodukten ist explodiert und ganz auf die breite Braue ausgerichtet: Hersteller wie Beautylash bieten Färbesets und Brow Lift Kits "für definierte und voluminöse Brauen" an. Das Geschäft mit den Härchen, es brummt, seit dem letzten Lockdown mehr denn je. In den USA ist man allerdings schon länger auf Kurs. Die kalifornische Marke Benefit Cosmetics, die seit 1999 zum Luxuskonzern LVMH gehört, eröffnete 2003 die erste Brow Bar in einer Filiale der Kaufhauskette Macy’s in San Francisco, mittlerweile ist das Konzept weltweit verbreitet.

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Feiern die "Skinny Brows" jetzt ihr Comeback?
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In Österreich sei der Hype um die Brauen vor allem mit Cara Delevingne und Co losgegangen, glaubt Milcic. Die Unternehmerin hat 2013 in New York zum ersten Mal eine Brow Bar betreten. 2018 hat sie ihre eigene in Wiens erstem Bezirk eröffnet, mittlerweile gibt es eine Filiale im Salzburger Europark und eine Dependance im Kaufhaus Steffl. Rund 15 Prozent von Milcics Kundschaft sind übrigens männlich. Ein echter Wachstumsmarkt, oder? (Anne Feldkamp, RONDO, 14.4.2022)