Eltern und Kinder standen am Montag beim Kindergarten Aigen vor verschlossenen Türen. Grund für die kurzfristige Schließung war, dass alle Pädagoginnen und Pädagogen ausgefallen waren.

Foto: Stefanie Ruep

In der Eltern-Whatsapp-Gruppe des Kindergartens Aigen in Salzburg ging es in den letzten 24 Stunden rund. Am Sonntagnachmittag kam die Nachricht, dass der Kindergarten am Montagmorgen aufgrund von Personalmangel nicht aufmachen könne. Die Eltern mussten kurzfristig jemanden für die Betreuung ihrer Kinder finden oder sich freinehmen. "Mamas haben auch andere Kinder übernommen. Anders geht es nicht", sagt Anna Kolb, eine der betroffenen Mütter. Normalerweise betreuen acht Pädagoginnen die vier Kindergartengruppen, am Freitag waren nur noch drei Mitarbeiterinnen da, am Sonntag dann der Totalausfall.

Der Kindergarten Aigen ist nicht die einzige elementarpädagogische Einrichtung in Österreich, die kurzfristig schließen musste oder wo Gruppen wegen Ausfällen zusammengelegt werden mussten. Das lässt vor allem Berufstätige mit Kindern verzweifeln. Nach den Pädagoginnen und Pädagogen in den Kindergärten gehen nun auch die Eltern auf die Barrikaden. Sie fordern in einer Onlinepetition Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) und Landesrätin Andrea Klambauer (Neos) dazu auf, endlich die Arbeitsbedingungen für Elementarpädagogen und Elementarpädagoginnen attraktiver zu machen, um den Fachkräftemangel abzubauen.

Mangel an Personal seit Jahren bekannt

"Seit Jahren ist ein Mangel an qualifiziert ausgebildeten pädagogischen Fachkräften im Bereich der Elementarbildung bekannt", heißt es in der Petition. Durch die Corona-Pandemie sei die Situation untragbar geworden. Gruppen oder ganze Institutionen werden geschlossen oder die Besuchsmöglichkeit auf die Kinder berufstätiger Eltern beschränkt.

Das ziehe in manchen Fällen einen Rattenschwanz an neuen Problemen nach sich. "Ich bin auch Pädagogin in einem privaten Kindergarten und musste heute meine Kollegin mit 25 Kindern alleine lassen", sagt etwa Ilona Schneilinger. Sie und eine weitere Mutter, die eigentlich AHS-Lehrerin ist, hätten sich sogar bereiterklärt, im Kindergarten auszuhelfen, als sie von der Personalnot erfuhren. Doch als Mutter eines Kindes, das im Kindergarten betreut werde, dürfe sie nicht in selbigem arbeiten, erklärt sie.

"Wir sitzen alle im selben Boot"

"Die Emotionen kochen nach zwei Jahren", sagt Carina Ertl, die die Petition gestartet hat. Alle Eltern würden großes Verständnis für die Pädagoginnen und Pädagogen aufbringen. "Aber diese Ressourcen sind nun erschöpft, pädagogische Fachkräfte geraten ins Burnout, ihre psychische und physische Gesundheit ist akut gefährdet." Die Elternpetition wolle sich nun mit den Berufsgruppenvertretern kurzschließen und sich auch mit Elterninitiativen österreichweit vernetzen. "Wir sitzen alle im selben Boot", sagt Ertl.

Aus dem Büro des zuständigen Vizebürgermeisters Bernhard Auinger (SPÖ) heißt es, dass zumindest für die acht Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Bereichen arbeiten, für die vier Tage bis zur Osterpause ein Ersatzkindergarten gefunden wurde. Die Kindergärten würden seit zwei Jahren im Krisenmodus fahren, bisher konnte man mit Gruppenzusammenlegungen und anderen Notfallmaßnahmen über die Runden kommen – auch wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits am Anschlag seien. Einen Notplan, wenn beim nächsten städtischen Kindergarten die Pädagoginnen und Pädagogen ausfallen sollten, gebe es jedoch nicht, heißt es aus Auingers Büro.

Derzeit seien von den 362 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kindergärten 22 Stellen nicht besetzt. Zehn Prozent der Pädagoginnen und Pädagogen in den Kindergärten der Stadt Salzburg seien diese Woche krank, in der Vorwoche waren es noch 20 Prozent. (Stefanie Ruep, 4.4.2022)