Komisches "Alles finster" mit Holger Schober (li.), Roman Mählich, Rainer Wöss, Harald Windisch, Michael A. Grimm, Bettina Mittendorfer.

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Drehbuchautorin Selina Gina Kolland (re.) mit Hilde Dalik, Martina Ebm, Gabi Stefansich und Julia Edtmeier.

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Als in Kekenberg an der Della erstmals die Lichter ausgehen, ist nur der Norbert ganz sicher, woran es liegt: "Die Reptiloiden kommen aus der Unterwelt, unterwandern unsere Politik und unsere Eliten, übernehmen die Kontrolle über den Planeten und versklaven die Menschheit."

An der Ursache herrscht für den Verschwörungstheoretiker im Dorf also kein Zweifel, für alle anderen aber schon, und mit diesem Umstand haben sie in sechs Folgen von Alles finster zu tun, der neuen Spaßserie auf ORF 1 ab 25. April.

Zentrum des Dorfschwanks ist die Schenke der Gastwirtin Elisabeth, gespielt von Hilde Dalik. Harald Windisch spielt den kernigen Bürgermeister Edi, in der Rolle der anpackenden Mutter ist Martina Ebm zu sehen, Miriam Fussenegger als ehemalige Fußballkapitänin mit Angststörungen, Christian Strasser spielt den Verschwörungstheoretiker. Das Drehbuch schrieb Selina Gina Kolland. Das Katastrophenszenario Blackout humorvoll in eine Serie zu verpacken stand von Anfang an fest.

STANDARD: Sind Sie vorbereitet?

Kolland: Wir haben tatsächlich seit 2018 einen Vorrat, als wir begonnen haben zu recherchieren. Wir haben Astronautennahrung, Wasserfilter, Gaskartusche und viele, viele Lebensmittel.

STANDARD: Martina Ebm sagt: Es ist nicht die Frage, ob der Blackout passiert, sondern die Frage, wann. Das ist auch das Ergebnis Ihrer Recherche?

Kolland: Ganz genau. Das sagen zumindest alle Experten. Stromversorgung ist ein sensibles System. Es kann schnell zu Zwischenfällen kommen, und weil alles zusammenhängt, könnte der Stromausfall ganz Europa betreffen.

STANDARD: Wie und wann sind Sie auf das Thema gestoßen?

Kolland: Den Anstoß gab Marc Elsberg mit seinem Buch Blackout. Seitdem hat sich die Frage in meinem Hinterkopf festgesetzt: Was würde passieren? Ich interessiere mich für Katastrophenszenarien und sprach mit der Produzentin Gabi Stefansich darüber. Wir waren uns schnell einig: Das ist ein riesiges Thema. Was macht das mit uns insgesamt, was passiert im Kleinen?

STANDARD: Dass es lustig sein soll, war Ihre Idee?

Kolland: Das war für uns von Anfang an klar. Es gibt genug bedrückende Themen, das wollten wir eben nicht. Wir wollten schauen, was ein Blackout mit uns macht, wenn zum Beispiel die Klospülung nicht mehr funktioniert. Da gibt es natürlich viel Stoff für Situationskomik.

STANDARD: ORF-Spielfilm-Chefin Katharina Schenk lobt die genaue Beobachtung von menschlichen Eigenheiten in der Serie – wo beobachten Sie menschlichen Eigenheiten in einer Situation, die es noch nie gab?

Kolland: Wir haben uns genau diese Situationen vorgestellt. Okay, ich will aufs Klo gehen, und ich weiß, dass die Klospülung jetzt nicht mehr funktioniert. In solche Situationen muss man sehr genau reingehen und sich fragen: Was würde ich tun?

STANDARD: Wie umschiffen Sie das heikle Detail, dass Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker das Thema besetzt haben?

Kolland: In unserer Serie geht es letztlich darum, dass wir als Gesellschaft zusammenhalten müssen, dass wir nur als Gemeinschaft überleben werden. Die Wahrscheinlichkeit zu überleben ist in einer funktionierenden Gemeinschaft viel, viel größer. Ich denke, das ist die beste Botschaft, die wir da setzen können.

STANDARD: "Alles finster" wird auf dem Programmplatz der "Vorstadtweiber" gesendet. Wie gehen Sie mit der Erwartungshaltung um?

Kolland: Ich bin sehr gespannt und hoffe natürlich, dass viele Leute schauen werden. Ja, also es ist wahnsinnig aufregend.

STANDARD: Die skurrilen Bewohner eines Dorfs, die mit einer absurden Situation auf ihre Weise fertig werden – das klingt auch ein wenig nach "Braunschlag". Haben Sie daran beim Schreiben gedacht?

Kolland: Ich habe daran gedacht, dass der Vergleich kommen wird. Die Figuren, die ich geschrieben habe, sind aber ganz andere und finden sich in "Braunschlag" so nicht. Die Vergleiche müssen andere ziehen.

STANDARD: Schreiben Sie schon an der zweiten Staffel?

Kolland: Ja, aber natürlich weiß ich noch nicht, ob es eine zweite Staffel geben wird. Aber es interessiert mich ja auch, wie es weitergeht. Was passiert, wenn es kalt wird?

STANDARD: Eine Serie zu schreiben ist eine komplexe Angelegenheit. Wie ist Ihre Arbeitsmethode?

Kolland: Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die sehr strukturiert mit Tafeln arbeiten. Das sieht sehr schön aus, ist aber nichts für mich. Ich habe zunächst eine Datei mit einem langen Text. Am schwierigsten ist das Konzept. Sobald ich im Prozess des Drehbuchschreibens bin, bin ich nicht mehr verwirrt. (Doris Priesching, 15.4.2022)