Burgtheater-Schauspieler Branko Samarovski erhielt am Dienstagabend den Großen Schauspielpreis der Diagonale.

Foto: Burgtheater Wien/Irina Gavrich

Graz/Wien – Die 25. Diagonale ist Dienstagabend in der Grazer Helmut List-Halle mit der Verleihung des Großen Schauspielpreises an Branko Samarovski eröffnet worden. Die Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber sprachen in ihrer Eröffnungsrede auch den Krieg Russlands gegen die Ukraine und das Verhältnis der Kultur zur Politik an: "Es wird hinkünftig nicht mehr genügen, Gebäude in Farben anzustrahlen."

Statt Gebäude in Gelb und Blau zu tauchen "könnte sich die Politik wieder der Politik zuwenden und die Kunst der Kunst. Auch wenn das Verhältnis stets ein komplexes ist", so die Intendanten. "Solidarität mit der Ukraine, ihren Bürgerinnen und Bürgern. Solidarität mit der russischen Opposition. Solidarität mit der Sehnsucht nach einem schönen Leben und dem privaten Glück. Von Odessa bis Moskau, von Kiew bis Graz."

Kino als Tür

Die Sehnsucht nach einem schönen Leben findet man manchmal auch in der Zuflucht Film: "Wer bei der Diagonale den Weg ins Kino sucht, tut dies zumeist, um auf andere Gedanken zu kommen. Andere Gedanken im Sinne von Zerstreuung und andere Gedanken im Sinne von Erkenntnis. In beiden Fällen geht es darum, die eigene Sicht der Dinge zumindest temporär hinter sich zu lassen." Mit den Worten von Fran Lebowitz: "Beim Gang ins Kino oder ins Theater sollte es nicht darum gehen, immer nur auf Spiegelbilder zu treffen: A book is not supposed to be a mirror. It's supposed to be a door. Gehen wir also mit dem Kino durch diese Tür, werden wir uns bewusst, dass unsere eigene Sicht relativ und beweglich ist", hieß es in der Rede.

Das Kino sei voll von Sehnsuchts- und Gesellschaftserkundungen, voll von der Suche nach den kleinen Paradiesen. Ein Beispiel dafür sei der Eröffnungsfilm "Sonne" von Kurdwin Ayubs. Darin zeige sich, dass "unsere Gegenwart nunmehr immer zugleich eine globale und eine regionale Sicht der Dinge erfordert". "Sonne" unterstreiche, "dass man kulturelle Identitäten nicht überbewerten sollte, weil sie sich jederzeit ändern können und die Sehnsüchte dahinter nach einem schönen und glücklichen Leben universell sind. 'Sonne' erzählt von der Globalität, die der Provinzialisierung von rechts ebenso eine Absage erteilt wie der Kulturalisierung von links", hieß es in der Rede. (APA, 5.4.2022)