Mehr als 20 Jahre nach ihrem Verschwinden sind zwei originale Notizbücher des Evolutionsforschers Charles Darwin in der Universitätsbibliothek in Cambridge aufgetaucht.
Foto: APA/AFP/University of Cambridge/ STUART ROBERTS

Seit 2001 werden sie in der Universitätsbibliothek von Cambridge vermisst. Fast 20 Jahre später musste man sich schließlich eingestehen, dass die zwei weltberühmten Notizbücher des Naturforschers Charles Darwin nicht nur verlegt worden, sondern offenbar einem Diebstahl zum Opfer gefallen waren. Doch nicht die im Jahr 2020 eingeschaltete Polizei brachte nun das Heiligtum der Evolutionsforschung zurück, sondern womöglich der reuige Langfinger selbst: Nach über zwei Jahrzehnten ist die Bibliothek jedenfalls seit einigen Tagen wieder in ihrem Besitz.

Im pinken Geschenksackerl

"Sie gehören zu den bemerkenswertesten Dokumenten in der gesamten Geschichte der Wissenschaft", sagte die Bibliotheksdirektorin Jessica Gardner, vor deren Büro die Bücher im März, eingewickelt in Plastikfolie in einem pinken Geschenksäckchen, abgelegt wurden, dem Sender BBC.

In einem der Notizbücher hat Charles Darwin seinen "Baum des Lebens" festgehalten.
Foto: AFP/University of Cambridge

In einem der Bücher ist eine Skizze des berühmten Lebensbaums von Darwin aus dem Jahr 1837 zu sehen. "Es sind Tränen geflossen", sagte Gardner. "Und ich denke, es werden noch weitere fließen, weil wir die emotionale Achterbahnfahrt noch nicht hinter uns haben. Es bedeutet uns so viel, diese Bücher wieder bei uns zu haben."

Langjährige Suche zwischen zehn Millionen Dokumenten

Nachdem die Werke im Jahr 2000 in der Bibliothek abfotografiert worden waren, fiel 2001 auf, dass sie an ihrem angestammten Platz in der Bibliothek fehlten. Lange ging man davon aus, dass sie falsch eingeordnet wurden.

Doch die Suche nach den in Leder eingebundenen Notizbüchern zwischen den zehn Millionen Büchern, Karten und anderen Manuskripten in der Bibliothek war vergebens. Erst im Jahr 2020 meldete Gardner die Notizbücher bei der Polizei als gestohlen. Diese leitete eine Ermittlung ein, die auch nach dem Fund der Bücher weitergehen soll.

Video: Charles Darwins Notizbücher sind zurückgekehrt.
Cambridge University

Völlig unklar ist nämlich, wo die Werke die Jahrzehnte über waren und wer sie warum Anfang März – versehen mit Osterwünschen an die Bibliothekarin – zurückbrachte. Der Bereich, in dem das Sackerl gefunden wurde, ist nicht von Überwachungskameras abgedeckt. Allerdings könnten Aufnahmen von anderen Bereichen der Bibliothek Hinweise liefern. "Es ist wirklich ein Mysterium", sagte Gardner.

Ab Sommer wieder ausgestellt

Im Sommer sollen die lange vermissten und gut erhaltenen Notizen des berühmten Forschers (1809–1882), der wesentliche Beiträge zur Evolutionstheorie leistete, für die Öffentlichkeit in einer speziellen Ausstellung zu sehen sein. (red, APA, 5.4.2022)