STANDARD-Redakteurin Colette M. Schmidt mit dem Journalismuspreis "von unten". Vergeben wird der Preis für "tiefgründige und respektvolle Armutsberichterstattung".

Foto: Armutskonferenz

Wien – Am Dienstagabend wurde zum zwölften Mal der Journalismuspreis "von unten" vergeben. Die Armutskonferenz schreibt seit 2010 den Preis aus, der "tiefgründige und respektvolle Armutsberichterstattung" prämiert. Bewertet und ausgewählt wurden die Beiträge von einer Jury bestehend aus Menschen mit Armutserfahrungen.

Kategorie Print

Der Hauptpreis in der Kategorie Print ging an STANDARD-Redakteurin Colette M. Schmidt für ihren Artikel "Die tristen Gründe für den KPÖ-Erfolg" über den Wahlsieg der KPÖ in Graz. "Colette M. Schmidt hat ein sowohl parteipolitisch als auch sozialpolitisch heißes Thema für die Leser*innen faktenbasiert analysiert, die Hintergründe durchleuchtet und dabei auch über die Lebensrealität von Armutsbetroffenen empathisch und respektvoll berichtet", heißt es in der Jurybegründng.

Christof Mackinger erhielt den zweiten Preis für seinen "Augustin"-Artikel "Michelle R. trotzt der Desozialisierung". Dem Autor gelinge es in seinem gut recherchierten Artikel, "einfühlsam die Geschichte einer haftentlassenen Transgenderperson zu erzählen und aufzuzeigen, mit welchen Problemen und Hürden eine Transperson immer noch konfrontiert ist".

Kategorie Fernsehen

Den Hauptpreis in der Kategorie Fernsehen erhielten Simon Schennach und Ulrike Schöflinger für ihre ORF-"Schauplatz"-Reportage "Die Krise der Frauen". Die Jury würdigte, dass die Geschichten verschiedener Frauen sensibel nachgezeichnet werden: "Indem sie den Frauen auf Augenhöhe begegnen, zeigen sie in den bewegenden Porträts, dass Armut ausgrenzt und krank macht, ohne die Frauen zu beschämen."

Der zweite Preis ging an Kim Kadlec für ihren ORF-"Schauplatz"-Beitrag "Die letzte Schicht" über die Konsequenzen wirtschaftlicher Entscheidungen internationaler Konzerne für betroffene Menschen. Die Jury würdigte, dass sie Betroffene selbst zu Wort kommen lässt und es ihr gelinge, "durch ihre Interviewführung den rechtmäßigen Zorn und die Verzweiflung der Menschen mit viel Empathie einzufangen".

Kategorie Online

In der Kategorie Online erhielt Juliane Nagiller die Auszeichnung für ihren Artikel "Die Leistungsgesellschaft ist ein Mythos", veröffentlicht auf science.orf.at. Aus der Begründung der Jury: "Sie macht damit sichtbar, dass es nicht stimmt, dass jene, die viel leisten, dafür auch die entsprechende – vor allem finanzielle – Anerkennung erhalten. Sie gibt so indirekt Menschen eine Stimme, die trotz Arbeit mit wenig Geld auskommen müssen."

Der zweite Preis ging an Damita Pressl für ihre Reportage "Obdachlos in der Krise: Bitterkalt, Lebensgefahr", erschienen auf krone.at. "Sie zeigt schonungslos, aber ohne auf die Tränendrüse zu drücken, den Alltag der Sozialarbeiter*innen und ehrenamtlichen Helfer*innen, aber auch, wie der Alltag auf der Straße aussieht", so die Jury.

Kategorie Radio

In der Kategorie Radio wurde Max Nicholls für seine Sendung "Bedingungsloses Grundeinkommen" im Ö1-Wirtschaftsmagazin "Saldo" ausgezeichnet. Der Beitrag zeichne sich dadurch aus, "dass ohne Stigmatisierung über Armut berichtet wird und Betroffene wertschätzend zu Wort kommen", begründet die Jury die Entscheidung. "Das Thema bedingungsloses Grundeinkommen, das sonst eher selten in der Berichterstattung vorkommt, wird fundiert von verschiedenen Seiten beleuchtet."

Kathrin Wimmer erhielt den zweiten Preis für ihre Sendung "Miete zahlen oder Essen kaufen? Was es bedeutet, sich das Wohnen nicht mehr leisten zu können", der in "Moment – Leben heute" auf Ö1 zu hören war. "Sie begegnet Betroffenen auf Augenhöhe und holt sie vor das Mikrofon. So können diese ihre persönlichen Geschichten erzählen." Wichtig empfand die Jury außerdem, dass mit der Sendung ein Beitrag zur Delogierungsprävention geleistet wird.

Lobende Erwähnung

Weiters auf der Shortlist des Journalismuspreises "von unten": Markus Stachl für "Ringo hilft Obdachlosen", ORF-"Thema"; Martina Madner für "Aus der Gemeinschaft ausgestoßen", erschienen in der "Wiener Zeitung"; Norbert Oberndorfer und Anna Perazzolo für ihren "NÖN"-Bericht "Es kann jeden treffen"; Anna Trummer für die Serie "Familien in der Corona-Krise" auf meinbezirk.at; und Veronika Weidinger mit "Armutsfalle Pandemie" im "Journal Panorama" auf Ö1. (red, 6.4.2022)