Der JAS-39 Gripen wird unter anderem von der ungarischen Luftwaffe geflogen.

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Wien – Der Krieg in der Ukraine hat die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Luftraumsicherung in einem Konfliktfall gelenkt – und auf die Defizite, die Österreichs Bundesheer auf diesem Gebiet hat. Bekanntlich muss sich Österreich auf 15 Eurofighter verlassen, die nach einem sehr fragwürdigen Deal auf Wunsch der SPÖ im Jahr 2017 ohne die essenziellen Elemente Selbstschutz, Nachteinsatzfähigkeit und weitreichende Waffen geliefert wurden. Eine Nachrüstung der aus der Tranche eins stammenden Eurofighter und sogar die Ersatzteilbeschaffung gilt als extrem aufwendig, denn wesentliche Bauteile werden für die bei anderen Streitkräften bereits abgestellten Flugzeuge dieser ersten Baureihe nicht mehr produziert.

Rechnet man derzeit mit Kosten von rund 65.000 Euro pro Eurofighter-Flugstunde, so könnte das im Verlauf der kommenden Jahre noch teurer werden. Allein für das Upgrade müssten 200 Millionen Euro eingepreist werden.

Neues Angebot vorerst informell

In dieser Situation kommt Saab ins Spiel: Das schwedische Unternehmen, das mit seinem Gripen im Jahr 2002 dem Eurofighter unterlegen ist, hat eine Österreich-Tochter – Saab Aeronautics Austria GmbH – gegründet und versucht, für den Gripen Stimmung zu machen. Unter Verweis auf Ungarn und die Tschechische Republik, die mit jeweils 14 Gripen jährlich 2.000 Flugstunden produzieren, wird auch dem Bundesheer eine Gripen-Lösung angedient.

Das Paket umfasst zwölf einsitzige Gripen C und zwei Zweisitzer (Gripen D), mit denen ein Gutteil der derzeit teuer im Ausland absolvierten Kampfpiloten-Ausbildung ins Inland geholt werden könnte. Der Gripen könnte mehr leisten als der Eurofighter – er wäre nicht nur für die Luftraumüberwachung, sondern auch für die Bekämpfung von Bodenzielen ausgerüstet, hätte Selbstschutz und Nachtsichtfähigkeit integriert – und es gäbe ein Ersatzteilpaket, Ground-Crew-Training sowie Simulatoren als Draufgabe.

Saab Aeronautics will das dem Bundesheer zu einem Preis von 900 Millionen Euro schmackhaft machen – wobei die Flugstunden dann nur mehr 23.000 Euro kosten würden. Macht über 15 Jahre gerechnet jährliche Kosten von 105 Millionen Euro, 50 Millionen weniger, als der Weiterbetrieb nachgerüsteter Eurofighter kosten würde.

Wie realistisch ein Umstieg ist, ist allerdings keine Kostenfrage. Im Vorfeld der Regierungsbildung hatten die Grünen ihren Mitgliedern nämlich versichert, dass eine türkis-grüne Bundesregierung keinesfalls neue Kampfflugzeuge beschaffen wird. Und bei Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) haben die Saab-Vertreter auch noch keinen Termin. (Conrad Seidl, 6.4.2022)