Toves ärmliches Künsterinnenleben im Nachkriegshelsinki spielt sich vorwiegend in Innenräumen ab.

Polyfilm

Tove Jansson ist die Erfinderin der Mumins – dieser kleinen, nilpferdartigen Trolle, die, so erfährt man im Biopic über die Künstlerin und Autorin, jahrelang in einer britischen Zeitung als Comic-Strip abgedruckt wurden. Das war mit vierzig Tove Janssons erster regelmäßiger Auftrag, aber auch das offizielle Ende ihrer Träume, als Malerin erfolgreich zu werden.

Kunst versus Comic, den Zwiespalt inszeniert Regisseurin Zaida Bergroth in Tove. Im Zentrum steht der prägendste Lebensabschnitt der 1914 in Helsinki geborenen und 2001 verstorbenen Tove Jansson. Mit dreißig sehen wir Tove im Bombenkeller erste Mumin-Geschichten für Kinder zeichnen, mit fünfzig haben sie die Mumins berühmt gemacht, und sie beginnt eine Lebenspartnerschaft mit der Grafikerin Tuulikki Pietilä (Joanna Haartti). Dazwischen wird viel geliebt, getrunken, und gekämpft – vor allem mit dem Vater, einem Bildhauer, der ihr Kritiker und Konkurrent zugleich ist.

Rendezvous in der Sauna

Toves ärmliches Künsterinnenleben im Nachkriegshelsinki spielt sich vorwiegend in Innenräumen ab: in einer Sauna, wo sie den in einer offenen Ehe lebenden Linkspolitiker Atos Wirtanen (liebenswert: Shanti Roney) verführt. In ihrer Atelierwohnung, die zwar toll aussieht, aber das Heizen erschwert. Und im Theater, in dem ihre tragische Liebe Vivica Bandler (Krista Kosonen) schließlich die Mumins inszenieren wird und Tove ihr eigentliches Talent annehmen lässt.

An Klischees wird nicht gespart: mit Zigarette vor der Leinwand, das Bohemeleben und die "sündigen" Bars von Paris – da kommt die Kunst selbst etwas kurz. Doch wunderschön ausgestattet und auf 16 mm gedreht, ist das ein Augenschmaus. Hinzu kommt ein reizvoller Musikscore aus Tango, Jazz und Chansons. Vor allem aber die brillante Tove-Darstellerin Alma Pöysti überspielt jedes Klischee. (Valerie Dirk, 7.4.2022)