Vom ORF-Zentrum und seinem Teich müssen sich die Publikumsräte bis zur nächsten Funktionsperiode verabschieden.

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Bilanz ziehen, Empfehlungen zuspitzen, offene Punkte erneuern, Anregungen für die nächste Periode aufbereiten: So lautete der Plan des ORF-Publikumsrats für dessen letzte Sitzung in der 2018 bestellten Zusammensetzung. Am 5. Mai tritt das neu bestellte Gremium zusammen.

Positive Bilanz

Zufrieden zeigte sich der Publikumsrat damit, wie sich das ORF-Kinderprogramm entwickelt habe, insbesondere mit der Einführung der "ZiB Zack mini". Positiv sieht das Gremium weiters den Ausbau von barrierefreiem Angebot, mehr Austropop auf Ö3 sowie angekündigte Magazine für Volksgruppen, Wissen und Umweltschutz.

Mängelliste

Defizite sieht der Publikumsrat im Programmangebot für Jugendliche. Rollenbilder bei der Darstellung von Menschen mit Beeinträchtigungen seien "zu überprüfen", insbesondere "Licht ins Dunkel" sehen die Räte "noch nicht am Ende der Diskussion", sagte der Vorsitzende Walter Marschitz. Pandemiebedingt zu eindimensional auf Krankheit reduziert repräsentiert sehen sich Senioren. Beim Thema Bewusstseinsstärkung für Sport und Bewegungskultur sei ebenso Luft nach oben. Aufrecht bleiben zudem Forderungen nach einem Medienmagazin im Fernsehen und mehr Mitwirkungsrechten, etwa Abstimmungsrechten zu Jahresschemata.

Der Umgang mit den Empfehlungen des Publikumsrats sei in den vergangenen Jahren "nicht gerade berauschend" gewesen, monierte Gremiumsmitglied Andreas Kratschmar, Vertreter der Politischen Akademie der ÖVP.

"Großen Handlungsbedarf" sah Golli Marboe (Neos) im Bestellsystem für den Stiftungsrat. Sechs Mandatare entsendet der Publikumsrat in das Aufsichtsgremium – für gewöhnlich in Regierungsfarben. Marboe schlägt stattdessen parteilose Hearings vor. Zudem sei es "völlig anachronistisch, dass der Bundeskanzler 17 Publikumsräte alleine bestellt", sagte Marboe: "Das ist läppisch." Von der ORF-Führung wünscht sich der Publikumsrat generell, stärker wahrgenommen zu werden.

Stärkere Wahrnehmung

Der ebenfalls anwesende Generaldirektor Roland Weißmann nannte die vom Gremium vorgebrachten Themen "ganz, ganz wichtig". Noch wichtiger ist Weißmann die derzeit verhandelte Digitalnovelle, die dem ORF mehr Onlinerechte einräumen soll. ORF-Nachrichten seien ein "Gegenpol gegen Fake News in sozialen Medien", sagte Weißmann. Es würden "gute, aber harte Verhandlungen geführt".

Die Ausschreibungsfrist für den neuen Publikumsrat endet am 21. April. 17 Mitglieder bestellt Medienministerin Susanne Raab (ÖVP). Die restlichen 13 werden etwa von Kammern, Kirchen und Gewerkschaften direkt entsandt. (prie, 7.4.2022)