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Der Frühling lockt Mountainbikerinnen und Mountainbiker in ihre Radsattel. Und jedes Jahr werden es mehr: Das Mountainbiken erfreut sich laut dem Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit (Ökas) steigender Beliebtheit und ist inzwischen nach Wandern die beliebteste Sportart in den Bergen.

Die große Zahl Sportausübender schlägt sich auch in den Unfallzahlen nieder: "Seit dem Jahr 2015 hat sich die Zahl verletzter Mountainbiker mehr als verdoppelt", sagte Peter Paal vom Kuratorium für Alpine Sicherheit am Donnerstag bei einem Pressegespräch mit Vertretern des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV).

Die vorige Saison war besonders unfallreich: Im Jahr 2021 passierten rund 9.000 Mountainbike-Unfälle mit einer Verletzung, die im Spital behandelt werden musste. Damit wurde der Langzeitschnitt von 6.500 verunfallten Personen deutlich überschritten. Auch die Zahl der Unfälle, zu denen die Alpinpolizei verständigt wird, steigt: Wie aus der Alpinunfallstatistik des Ökas und der Alpinpolizei hervorgeht, sind im Vorjahr insgesamt 1.038 Mountainbiker verunfallt, der Zehnjahresschnitt lag bei 612. Möglicherweise haben die enorm hohen Vorjahreszahlen auch mit der Corona-Pandemie und dem Ausfall anderer Freizeitaktivitäten zu tun. Dass sich die Sportart steigender Beliebtheit erfreut, beobachten die beiden Kuratorien aber schon länger.

Downhill ist gefährlich

Fast alle Unfälle (96 Prozent) passieren beim Herunterfahren. Allerdings können auch Zwischenfälle bei der Bergfahrt schwerwiegende Folgen haben: Denn laut Paal kam es voriges Jahr beim Mountainbiken zu 16 Todesfällen, acht davon infolge von Herz-Kreislauf-Problemen. Diese treten typischerweise beim Hinauffahren auf. Generell betreffen tödliche Mountainbike-Unfälle fast immer Männer: Seit 2015 starben bei dem Sport 41 Männer und eine Frau.

Unter den 16 Toten voriges Jahr waren fünf E-Bike-Fahrer. Das Bergradeln mit E-Motor verbreitet sich rasant: Der Anteil der E-Bikes stieg seit 2015 von ein auf elf Prozent. E-Bike-Fahrer seien, so beobachtet Paal, oft ältere Menschen. Bei ihnen könnten Unfallverletzungen oft schwerwiegender sein, weil zum Beispiel die Knochen weniger robust sind.

Unfallursache Fehleinschätzung

Was beim Unfallgeschehen ebenfalls eine große Rolle spielt, sind die Bikeparks: Etwa jeder dritte Unfall, der in die Alpinunfalldatenbank Eingang findet, passiert in einer solchen Anlage, wo es viel um das Ausführen kunstvoller Sprünge geht. Dabei gaben bei einer Befragung nur rund 14 Prozent der Radfahrer an, Bikeparks regelmäßig zu nützen. Der KFV hat diese Informationen aus einer Onlinebefragung, an der rund 2.000 Bikerinnen und Biker teilnahmen. Was dabei auch herauskam: dass viele Fahrerinnen und Fahrer ihr Können überschätzen. So gab mehr als die Hälfte an, wegen Fehleinschätzungen oder Fahrfehlern einen Unfall gehabt zu haben.

Erfreulich ist, dass der Anteil der Helmtragenden beim Mountainbiken sehr hoch ist: 95 Prozent der vom KFV beobachteten Fahrer schützen damit ihren Kopf, in Bikeparks finden sich auch oft Vollvisierhelme und andere Schutzausrüstung.

Rasant durch den Bikepark

In den Bikeparks ist auch die Fahrgeschwindigkeit am höchsten. Das ergaben Geschwindigkeitsmessungen mit Seitenradargeräten, die das KFV in der vergangenen Radsaison vorgenommen hat – auch an Trails und Forstwegen im normalen Gelände. Im Bikepark lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 29 km/h. Mit bis zu 70 km/h wurden die höchsten Geschwindigkeiten jedoch auf Fahr- und Forstwegen gemessen – der Durchschnitt lag dort bei 26 km/h. Zum Rasen neigen den Messungen zufolge deutlich häufiger Männer als Frauen.

Um Unfälle zu vermeiden, empfiehlt Paal vom Ökas eine solide Tourenplanung und passende Schutzausrüstung. Außerdem solle man sein Mountainbike jedes Jahr überprüfen lassen. (Gudrun Springer, 7.4.2022)