Bei der Innviertler Genossenschaft ISG wird fast jede neu geschaffene Wohneinheit irgendwann an die Bewohner verkauft. Hier im Bild ist die im Vorjahr fertiggestellte Wohnanlage Aspach zu sehen.

Foto: ISG

Rund 4000-mal im Jahr kommt es vor, dass eine Mietwohnung eines gemeinnützigen Bauträgers von der Mieterin oder dem Mieter erworben wird. "Kaufoption" nennt sich das landläufig, im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) ist es als "nachträgliche Übertragung ins Eigentum" geregelt.

Diese Kaufoption, eingeführt im Jahr 2004, würden mittlerweile im Schnitt 25 bis 30 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner der damit ausgestatteten Wohnungen in Anspruch nehmen, berichteten Bernd Rießland, Obmann des Gemeinnützigen-Verbands (GBV), und sein Stellvertreter Herwig Pernsteiner am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Insgesamt wurden seit 2004 rund 52.000 Mietwohnungen verkauft, was etwa einem Viertel aller bisher errichteten Mietwohnungen mit Kaufoption entspreche.

"Rote" wollen vermieten, "Schwarze" wollen verkaufen

Ein Fakt ist aber auch, dass es bei der nachträglichen Übertragung ins Eigentum immer wieder zu Disputen über den Preis der Objekte kommt. Laut Pernsteiner liegt das daran, dass der gesetzlich eingeräumte Spielraum bei der Preisermittlung weit gefasst ist: Vom Buchwert samt geringem Aufschlag bis zum Verkehrswert ist alles drin, und je nach weltanschaulicher Ausrichtung der Genossenschaft wird dann eben vorgegangen. Denn die Sichtweise auf die Kaufoption ist und bleibt weiterhin praktisch das einzige Thema, bei dem sich die "roten" (organisiert im Verein für Wohnbauförderung, vwbf) und die "schwarzen" Gemeinnützigen ("Arge Eigenheim") nicht ganz grün sind. SP-nahe Gemeinnützigen-Vertreter sehen ihre Aufgabe hauptsächlich in der Bereitstellung günstiger Mietwohnungen, ÖVP-nahe wollen auch viel leistbares Eigentum schaffen.

Pernsteiner, bei der Arge Eigenheim im Bundesvorstand und im Brotberuf Geschäftsführer bei der Genossenschaft ISG mit Sitz in Ried im Innkreis, weist für sein Unternehmen beispielsweise eine "Übereignungsrate" von 92 Prozent bei Wohnungen und von 100 Prozent bei Reihenhäusern aus. Das heißt, fast jede von der ISG errichtete Wohnung wird verkauft. Im Vorjahr stellte die ISG rund 180 Einheiten fertig.

Von der Salzburg Wohnbau, dem Unternehmen des Arge-Eigenheim-Obmanns Christian Struber, wurden im vergangenen Jahr 139 Wohnungen verkauft, darunter 52 Neubauwohnungen ("Soforteigentum") und 87 bestehende Wohnungen gemäß der Kaufoption. Das berichtete das Unternehmen kürzlich per Aussendung. Insgesamt hat Salzburg Wohnbau im Vorjahr 312 Wohneinheiten fertiggestellt.

16.500 Fertigstellungen im Vorjahr

Von allen 185 gemeinnützigen Bauträgern wurden 2021 rund 16.500 Wohneinheiten übergeben, es war also ein recht gutes Jahr, wenn auch nicht das allerbeste, wie Rießland und Pernsteiner berichteten. Heuer dürfte es mit der Bauleistung bergab gehen, die hohen Baukosten stellen die Gemeinnützigen vor gehörige Probleme (DER STANDARD berichtete). Und auf dem Verbandstag im Mai wird die Spitze neu gewählt: Auf Rießland wird Gesiba-Geschäftsführer Klaus Baringer folgen. (Martin Putschögl, 9.4.2022)