Ein Magazin von Jungen für Junge soll "Jung" sein – mit einem offensichtlichen Schwerpunkt auf Themen und Personen der Volkspartei.

Foto: screenshot jung magazin

Geht man nach der Ausrichtung des Jung-Magazins, scheinen die politischen Interessen der jungen Menschen in Niederösterreich recht eindimensional auf eine Frau fokussiert zu sein: Johanna Mikl-Leitner. Die Landeshauptfrau vergibt Stipendien, die Landeshauptfrau erklärt die Lehrlingsoffensive, die Landeshauptfrau präsentiert ein Experimentierbuch für Kinder. Mehrmals traf die Jung-Redaktion die ÖVP-Politikerin auch zum Exklusivinterview, altersgemäß per Du geführt.

Dass das gratis verteilte und verschickte Magazin einen so guten Zugang ins Büro der Landesparteichefin hat, überrascht nach einem Blick ins Impressum nicht: Herausgeber von Jung ist der Verein zur Förderung des Jungen Journalismus in Niederösterreich. Obmann: der ehemalige Pressesprecher der JVP Niederösterreich, heute im Kabinett von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) beschäftigt. Seine Stellvertreterin: ebenfalls eine JVP-Funktionärin, heute in der Politischen Akademie der Volkspartei beschäftigt.

Landesnahe Inserenten

Und auch der Verlag kann nicht über schlechte Beziehungen nach St. Pölten klagen: Innova produziert die Mitgliederzeitung der niederösterreichischen Volkspartei und zeichnet für die umstrittene "Nah Sicher"-Aktion verantwortlich: 1,4 Millionen Papiersackerln zur Förderung der Nahversorgung, mit Werbewert für Mikl-Leitner höchstselbst, gesponsert von landesnahen oder landeseigenen Unternehmen sowie ÖVP-Bünden. Als Parteienfinanzierung gilt das nicht, weil ja die Innova die "Initiative von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner" organisiert.

Das mit dem Sponsoring ist auch bei Jung auffällig. Die zuverlässigsten Inserenten sind: der Energieanbieter EVN, die Landesbank Hypo Niederösterreich, die Niederösterreichische Versicherung – alle zumindest im Mehrheitseigentum des Landes. Auch der Flughafen Wien (Niederösterreich hält 20 Prozent daran) und die Raiffeisenbank schalten regelmäßig teils ganzseitige Inserate – der Listenpreis dafür: 3.500 Euro vor Steuern. Bei mehreren treuen Inserentinnen und vier Ausgaben pro Jahr kommt da also schon etwas zusammen.

Alle erwähnten Unternehmen stellen in Abrede, dass die Anzeigen in Jung die Folge politischer Einflussnahme gewesen seien. Die Innova, der ehemalige Vereinsobmann und die ÖVP Niederösterreich schließen Geldflüsse zur Partei kategorisch aus.

Verein aufgelöst

Im März 2022 wurde der Verein übrigens aufgelöst, aus Zeitgründen, wie es heißt. Das Vereinsvermögen soll einem karitativen Zweck zugutekommen.

Die Innova führt das Magazin allein weiter. Mit einer Auflage von 21.900 Stück, davon werden laut Verlag 17.000 als Abo verschickt, 2.000 Stück liegen an höheren Schulen in Niederösterreich sowie an den Landeskliniken auf.

In der Ausgabe "Frühling 2020" wird über ein modernisiertes Berufsinformationszentrum berichtet. Abgebildet: Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (beide ÖVP).
Foto: screenshot jung magazin

Und die eindeutige politische Ausrichtung von Jung? Zu Wort kommen ja so gut wie ausschließlich Politikerinnen und Politiker der ÖVP, besonders gerne schwarze Mitglieder der Landesregierung. In der Ausgabe vor der Wahl zum Europaparlament 2019 wurden gleich drei Kandidaten der niederösterreichischen Volkspartei interviewt. Vor der Gemeinderatswahl 2020 berichtete das Magazin über eine Baumpflanzaktion der JVP Niederösterreich.

"Keine eindeutige politische Positionierung"

"Eine mögliche politische Gesinnung hat sich in der inhaltlichen Gestaltung nicht ausgewirkt, da wir als Vorstand das Jung als offene Plattform für jugendrelevante Themen gesehen haben", sagt der ehemalige Vereinsobmann zum STANDARD. Auch Innova sagt: "Eine eindeutige politische Positionierung ist nicht Teil des Konzepts." (Sebastian Fellner, 15.4.2022)