Für die STANDARD-Wohngespräche besuchen wir jede Woche interessante Menschen zuhause.

Foto: Matthias Cremer

Wohnen tun wir fast alle. Darum ist es nicht verwunderlich, dass die STANDARD-Wohngespräche, für die wir jede Woche unterschiedliche Menschen zuhause besuchen, so interessieren und manchmal auch polarisieren. Wir waren dafür schon in Burgen, in Villen, im Souterrain und in Gemeindebauten zu Gast – unter anderem.

Was ich aus den Gesprächen mitgenommen habe: Wie wir wohnen, hängt – no na! – davon ab, was wir uns leisten können. Das ist in den letzten Jahren für mehr Menschen zum Thema geworden, weil Immobilienpreise gestiegen und Wohnungen geschrumpft sind. Noch ein Learning: Wovon wir beim Wohnen träumen, hängt davon ab, wie wir aufgewachsen sind. Wer im Einfamilienhaus groß wurde, wünscht sich das oft spätestens dann, wenn Kinder da sind.

Wohnung mit Geschichte

Und dann habe ich noch etwas gelernt: Unsere Wohngespräche interessieren nicht nur, sie können auch mobilisieren. Für das Wohngespräch von vergangener Woche habe ich Frau Schreiber besucht. Sie war obdachlos, bevor sie mit Unterstützung von Neunerhaus eine Wohnung gefunden hat. Ihr Zuhause war ruhig gelegen, liebevoll eingerichtet und erzählte die Geschichte einer Frau, die sich immer wieder aufgerappelt hat. Frau Schreiber wusste ihre kleine Wohnung vermutlich mehr zu schätzen als jeder andere Mensch, den ich je besucht habe.

Nur eine Lampe, am liebsten in Kombination mit einem Ventilator, fehle ihr noch, erzählte sie und deutete auf eine nackte Glühbirne, die mir als ewiges Provisorium schon in vielen Wohnungen untergekommen ist. Nur hat Frau Schreibers Provisorium nun ein Ablaufdatum: In den vergangenen Tagen habe ich E-Mails und Anrufe von Menschen bekommen, die sie beim Kauf der Lampe unterstützen möchten. Vielen Dank dafür! (Franziska Zoidl, 8.4.2022)