Lasset uns reden: der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern über Klimaschutz und Klimagerechtigkeit.

Linz – Mit Gottes Hilfe allein wird der Klimawandel nicht zu schaffen sein. Das hat auch die Evangelische Kirche in Österreich erkannt – und sich im heurigen "Jahr der Schöpfung" Thesen an die eigene Tür genagelt, um entsprechend Schwung in eine kircheninterne Klimadebatte zu bringen.

Bischöfliche Einser-Frage

Vor allem ist man bemüht, der jungen Generation entsprechende Diskussionsmöglichkeiten einzuräumen. Gelingen soll dies mit einer bischöflichen Klimatour durch Österreich. Der Startschuss dafür fiel am Freitag in der Linzer Tabakfabrik. Wo einst die Tschick qualmten, rauchen heute die Kreativköpfe. Unter anderem auch im dort angesiedelten und aktuell gerade im Umbau befindlichen reformpädagogischen Evangelischen Oberstufenrealgymnasium (Rose).

Statt des regulären Unterrichts ergriff am Vormittag mit Michael Chalupka ein gutgelaunter – "Ich habe in Religion maturiert, und ein "Sehr gut" gehabt. Leider das Einzige weit und breit" – evangelisch-lutherischer Bischof das Wort zum Freitag, um mit Schülerinnen und Schülern zu Klimaschutz und Klimagerechtigkeit ins Gespräch zu kommen. "Es ist wichtig, dass die, die den Großteil ihres Lebens noch vor sich haben, in diesem Prozess eine Stimme bekommen, ihre Ängste, Sorgen und Nöte gehört werden", so der Bischof bei dem Gespräch in der Rose, dem Auftakt zu einer Reihe von Besuchen in evangelischen Schulen im "Jahr der Schöpfung".

Positiver Verzicht

Ob Nachhaltigkeit auch negative Auswirkungen auf das eigene leben habe, möchte ein Schüler vom Bischof wissen. Chalupka: "Prinzipiell nein. Wie müssen auch von diesem Verzichtsnarrativ wegkommen. Es geht darum, positive Bilder für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen, ohne den Fokus auf den Verzicht zu legen."

Ob die Kirche das Klimaschutzthema nutze, um verstärkt Jugendliche anzusprechen und generell wieder populärer zu werden? "Das Thema Nachhaltigkeit darf nicht dazu dienen, die Kirchen attraktiver zu machen. Es darf keine Modeerscheinung sein. Aber Kirche kann einen Raum bieten, um sich zu engagieren", ist der Bischof überzeugt. Es brauche immer "Glaubwürdigkeit und sinnvolle Aktionen, einen Raum für Aktivitäten und das nötige Bewusstsein". Nachhaltigkeit müsse auch soziale Aspekte miteinschließen, "hier geht es nicht nur um materielle Ressourcen, sondern auch um Inklusion, die die Beteiligung aller ermöglicht".

Chalupka spricht in der bischöflichen Schulstunde aber auch seine persönlichen Momente der Nachhaltigkeitsskepsis an: "Ich fahre persönlich viel mit dem Auto. Und mit dem Umstieg auf ein Elektrofahrzeug kamen natürlich Gedanken, ob das gutgehen wird. Heute kann ich sagen: Ja, es ist gutgegangen. Ich bis jetzt überall hingekommen."

Kein Paradies

Auf dem Weg zum Globalziel der Klimaneutralität, die die Evangelische Kirche 2040 erreichen will, brauche es breite Maßnahmen ebenso wie Bewusstseinsbildung. Zu den Etappenzielen bis zur Klimaneutralität zählen etwa das Ersetzen alter Heizölkessel in Pfarrgemeinden durch klimafreundliche Alternativen ebenso wie Veränderungen in den Bereichen der Mobilität und der Beschaffung.

Und kurz vor der Jausenpause erinnerte der evangelische Bischof dann noch daran, dass "die Menschen im Paradies eigentlich vegan gelebt haben". Nachsatz, ehe noch den Schülern das Wurstbrot im Hals stecken blieb: "Aber es muss ja nicht der paradiesische Zustand sein. Nur weniger Fleisch wäre gut." (Markus Rohrhofer, 8.4.2022)