Sechs Sportarten werden zum Start im Spiel enthalten sein, Golf wird im Herbst nachgeliefert.

Foto: Nintendo

Zahlreichen Unkenrufen zum Trotz wurde die Nintendo Wii Anfang der 2000er-Jahre eine der erfolgreichsten Konsolen aller Zeiten. Die knapp über 100 Millionen verkauften Konsolen sind dabei allerdings weniger beeindruckend als die rund 83 Millionen verkauften Wii Sports-Exemplare, dank derer man im Wohnzimmer eine Runde bowlen konnte oder sich im Golfspielen versuchen durfte. Nintendo traf damals mit seinen Fuchtelkonsole offenbar einen Nerv, und Wii Sports war das dazugehörige Dopamin.

16 Jahre später hat Nintendo wieder bewegungssensitive Controller und eine sehr erfolgreiche Konsole am Laufen. Was liegt also näher, als mit Nintendo Switch Sports einen Quasi-Nachfolger für den erfolgreichen Vorgänger zu bringen.

Nintendo

Angespielt

Bei einem Besuch des Nintendo-Büros in der Nähe von Wien durfte die sportliche STANDARD-Redaktion erste Versuche mit dem Spiel wagen, das bereits Ende April für die Nintendo Switch erscheinen wird. Diesmal stehen sechs Disziplinen zur Auswahl: Volleyball, Badminton, Bowling, Fußball, Chanbara und Tennis. Das ist ein etwas anderes Setup als noch zu Wii-Zeiten, aber kein minder anstrengendes.

Als äußerst witzig hat sich die Fußball-Idee präsentiert, bei der bis zu acht Spieler gegen das runde Leder treten können. Dabei steuert man mit den Controllern die Figur, und mit kräftigen Armbewegungen tritt man gegen den Ball. Fußball mit den Armen spielen? Tatsächlich gibt es einen Beingurt, mithilfe dessen man den zweiten Controller am Oberschenkel anbringen kann. Jetzt registriert das Spiel auch den Tritt in die Luft. Leider ist diese Funktion zum Start des Spiels nur in einem Shoot-out, also einer Art Elfmeterschießen, verfügbar. Laut Nintendo soll das eigentliche Fußball zu einem späteren Zeitpunkt mit dieser Funktion erweitert werden.

Selbsterklärend präsentiert sich Bowling, das manche vielleicht noch aus dem Vorgänger kennen. Mit ein wenig Übung ist es zwar schon fast zu einfach, die Bahn von Kegeln zu befreien, aber Spaß macht es dennoch, speziell mit weniger Games-affinen Mitspielern. Bei einer Runde Tennis übernehmen dankenswerterweise die kleinen Avatare im Spiel das Laufen, man selbst muss nur im richtigen Moment den Arm schwingen. Bei dem sehr ähnlichen Badminton kommt es dann weniger auf das Ausnutzen der Tennisplatzgröße an als vielmehr auf gute Stoppbälle und kräftige Smashes, die eine Runde frühzeitig beenden können.

Bei Volleyball muss man ebenfalls nicht die Laufwege mitmachen, sondern im richtigen Moment pritschen, baggern und schmettern. Mit einem Freund an der Seite kann das schon ordentlich anstrengend, aber auch sehr lustig werden. Ein wenig chaotisch hat sich hingegen Chanbara angefühlt, das dem gleichnamigen Sport mit Übungsschwertern nachempfunden wurde. Mit gezielten Hieben versucht man sein Gegenüber von einer Plattform zu schubsen. Dabei ist es wichtig, im richtigen Winkel hinzuschlagen oder aber gegnerische Schläge zu blocken. Kann sein, dass das Spiel mit mehr Übung etwas an Tiefe gewinnt – im ersten Testlauf wirkte es ein wenig so, als würde man einfach schnell aufeinander einklopfen, bis die Runde vorbei ist.

Schmerzlich vermisst im Line-up wird Golf, das laut Nintendo im Herbst in Form eines kostenlosen Software-Updates nachgereicht werden soll.

Fußball können bis zu acht Spieler gleichzeitig spielen – aus Sicherheitsgründen allerdings nur online.
Foto: Nintendo

Ersteindruck

Wie schon vor 16 Jahren präsentiert sich der Bewegungssport vor der Konsole unkompliziert und spaßig. Viele Neuerungen gegenüber dem Vorgänger sollte man zwar nicht erwarten, dank der präziseren Steuerung der Joy-Cons ist das Spielgefühl aber einen Tick genauer als damals. Zudem hat Nintendo einen kleinen Bastelkasten eingebaut, mit dem man seinen Avatar noch besser individualisieren kann. Durch Onlineduelle spielt man sogar neue Kostüme frei und muss diese nicht, wie bei vielen anderen Herstellern, mit Echtgeld kaufen. Auch das Nachreichen der Sportart Golf zum Nulltarif ist sympathisch, aber ein aufgrund der geringen Anzahl an Sportarten auch irgendwie zu erwartender Kundenservice.

Eine unvergleichliche Spieltiefe sollte man in jedem Fall nicht erwarten. Nintendo Switch Sports soll zur kleinen Sportsession zwischendurch einladen. Wer daran interessiert ist und auch Gleichgesinnte in seiner Umgebung kennt, der kann sich auf Ende April freuen. Im Idealfall liefert Nintendo diesmal auch mehr Sportarten nach – gern über einen längeren Zeitraum. Diesen Schritt ist man auf der Wii nicht gegangen, aber 2022 wäre das mit Sicherheit wünschenswert. (aam, 11.4.2022)