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Nach fünf Jahren Emmanuel Macron entscheiden die Franzosen an zwei Wahlsonntagen darüber, wer künftig das Land aus dem Élysée-Palast regiert.

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In Frankreich findet am Sonntag der erste Durchgang der Präsidentschaftswahl statt. Dabei sind rund 48 Millionen Franzosen berechtigt, einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin zu wählen, der oder die die Amtsgeschäfte im flächenmäßig größten Land der EU fünf Jahre lang führen soll. Zunächst wird mit einer Vorentscheidung gerechnet, so will es das Wahlsystem.

Frage: Wie wird man in Frankreich Präsident oder Präsidentin?

Antwort: Staatsoberhaupt wird, wer mehr als 50 Prozent der gültigen Stimmen erhält. Allerdings ist die absolute Mehrheit für keinen der zwölf Kandidaten und Kandidatinnen an diesem Wahlsonntag in Reichweite. Daher ist der laut Verfassung vorgesehene zweite Wahldurchgang in zwei Wochen so gut wie fix: Bei der erwarteten Stichwahl am 24. April treten dann nur mehr die zwei stimmenstärksten Kandidierenden an.

Frage: Wer hat gute Chancen?

Antwort: Sieben Männer und vier Frauen wollen Amtsinhaber Emmanuel Macron, der in den Umfragen mit 26 Prozent führt, vom Thron stürzen.

Nach den aktuellsten Umfragen läuft am Sonntag alles auf eine Wiederholung des Stichwahlduells von 2017 hinaus: Macron gegen Marine Le Pen, langjährige Frontfrau des extrem rechten Rassemblement National, die zum dritten Mal antritt. Sie liegt demnach bei rund 23 Prozent. Für eine Überraschung könnte aber noch die hohe Unentschlossenheit in der Bevölkerung sorgen, die nicht in den Umfragen abgebildet ist: Zwölf Millionen Franzosen wussten drei Tage vor der Wahl noch nicht, ob und wen sie wählen. Für den Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon, der an dritter Stelle liegt und auf ein Weiterkommen hofft, dürfte sich die Stichwahl nach ebendiesen Umfragen nicht ausgehen. Auch nicht für den Rechtsextremen Éric Zemmour, der einst auf Platz zwei gelegen ist und sich als anhaltender Fan Wladimir Putins zuletzt selbst disqualifiziert hat. Die traditionellen Akteure, die Konservativen und die Sozialisten, spielen kaum eine Rolle: Die Sozialistin Anne Hidalgo liegt bei zwei Prozent – hinter dem Kandidaten der Grünen (fünf Prozent) und dem Kandidaten der Kommunisten (drei Prozent).

Frage: Kann Le Pen Macron noch gefährlich werden?

Antwort: Le Pen gibt sich derzeit moderater als gewohnt. Sie hat zuletzt die sinkende Kaufkraft verstärkt zu ihrem Thema gemacht und ihren Abstand auf Macron stark verringert. Und das, obwohl Macron innenpolitisch als Profiteur des Ukraine-Kriegs gilt, da er durch sein Agieren sein Ansehen als Staatsmann stärkt. Doch für viele Franzosen haben soziale Krisen größeren Stellenwert: Drei Viertel geben an, die Inflation bereite ihnen Sorgen. Zudem kann Le Pen bei Einzug in die Stichwahl in der großen Fanbasis ihrer rechten Konkurrenz auf Stimmenfang gehen. Nicht umsonst war in Frankreich im Wahljahr oft von einem Rechtsruck die Rede. Dies könnte laut Experten aber auch einer massiven Nichtwählerzahl geschuldet sein, die die Rechte begünstigt. Laut Umfragen könnte die Stimmenthaltung am Sonntag sogar auf einen Rekordwert zusteuern. Macron hat dennoch die Nase vorn, aber nicht mehr wie 2017, als er mit 66 Prozent Präsident wurde. Die Prognosen sagen: 47 Prozent für Le Pen im zweiten Wahlgang, 53 für ihn. (Flora Mory aus Paris, 10.4.2022)