Pep Guardiola regt sich möglicherweise nicht mehr sehr oft über taktische Fehler einer Klubmannschaft auf.

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Neun Trainerlegenden haben bisher das Saison-Triple aus nationaler Meisterschaft, Pokal und Meistercup bzw. Champions League geschafft. Pep Guardiola gehört zum erlesenen Kreis mit den beiden Schotten Jock Stein (1967, Celtic Glasgow) und Alex Ferguson (1999, Manchester United), den beiden Deutschen Jupp Heynckes (2013, Bayern München) und Hansi Flick (2020, Bayern München), dem Rumänen Ștefan Kovács (1972, Ajax Amsterdam), dem Spanier Luis Enrique (2015, FC Barcelona), dem Niederländer Guus Hiddink (1988, PSV Eindhoven) und dem Portugiesen José Mourinho (2010, Inter Mailand). Jürgen Klopp könnte in dieser Saison dazustoßen, was wiederum nicht zuletzt Guardiola verhindern könnte.

Das ist nur ein Aspekt des Heulers der Premier League am Sonntagabend. Spitzenreiter und Titelverteidiger Manchester City empfängt im Etihad Stadium den FC Liverpool, der nur einen Punkt zurückliegt. Obwohl dann noch sieben Runden ausstehen, wird die Partie in England als Vorentscheidung verkauft. Klopp, der zuletzt mit Liverpool eine Serie von zehn Liga-Siegen hinlegte und seit Dezember 13 Punkte aufholte, spielt da nicht ganz mit.

Einfache Rechnungen

"Wenn wir gewinnen, haben wir zwei Punkte Vorsprung, glaubt irgendjemand, dass es damit getan ist?", sagte der 54-jährige Deutsche und rechnete weiter vor: "Verlieren wir, haben wir vier Punkte Rückstand. Wenn wir unentschieden spielen, haben wir einen Punkt Rückstand – das war’s."

Freilich spricht der Trend für die Reds und gegen die Citizens, die in der Liga seit Jahresbeginn zweimal remisierten und gegen Tottenham verloren haben.

Der Trend spricht für Klopp, der nicht zuletzt wegen der Klasse seines um dreieinhalb Jahre jüngeren Kollegen noch hungrig ist. "Vielleicht hätten wir in Dortmund mehr Titel gewinnen können, wenn Pep nicht bei Bayern gewesen wäre. Und wenn er nicht hier wäre, hätten wir mindestens einen Titel mehr gewinnen können."

In dieser Saison könnte sich Klopp gründlich revanchieren – zuerst im FA-Cup-Halbfinale, wo es am Karsamstag im Wembley erneut zum Kracher gegen ManCity kommt. Dann eben in der Meisterschaft, die am 22. Mai endet, und schließlich im Champions-League-Finale am 28. Mai in Paris. Immerhin einen Titel hat Klopp Guardiola in dieser Saison schon voraus, der League Cup steht in der Trophäensammlung an der Anfield Road.

Verpasste Gelegenheiten

Guardiola hat als Spieler und Trainer auf Vereinsebene praktisch alles gewonnen. Der Katalane war 1992 in Barcelona als 21-jähriger Jungspund Olympiasieger mit Spanien, mit dem A-Team waren allerdings Viertelfinale bei der WM 1994 und der EM 2000 schon die größten Erfolge. Die Weltmeisterschaften 1998 und 2002 verpasste er verletzungsbedingt.

Daher dürfte den Mann aus Santpedor der Gedanke reizen, eine Nationalmannschaft zu trainieren. Weil auch da nur das Beste gut genug sein darf, nimmt es nicht wunder, dass der Vater von drei Kindern mit dem brasilianischen Verband über ein Engagement verhandeln soll. Über seinen Ausstieg bei Manchester City nach Saisonende hat er schon laut nachgedacht, ein besseres Klubangebot wird es kaum geben. Zudem hat Coach Tite (bürgerlich Adenor Leonardo Bachi) schon bekanntgegeben, sich nach der WM in Katar nicht mehr den dann schon sechs Jahre währenden Stress mit der Seleção antun zu wollen.

Titel gegen Millionen

Ednaldo Rodrigues, dem neuen Präsident des brasilianischen Verbandes CBF, käme ein Kapazunder wie Guardiola gerade recht als Tite-Nachfolger. Allerdings müsste sich der mit deutlich weniger Geld zufriedengeben. ManCity soll ihm pro Saison immerhin 20 Millionen Euro ohne Nebengeräusche überweisen. Der Titel bei der Weltmeisterschaft 2026, die in den USA, Kanada und Mexiko ausgespielt wird, ließe Guardiola die geringere Entlohnung wohl verkraften – er ist ja aus dem Gröbsten heraußen. (sid, lü, 9.4.2022)