Dänemark
Auf kaum ein Nationalteam schauen Österreichs Fußballfans derzeit so neidisch wie auf das dänische. 2018 verloren die Dänen im WM-Achtelfinale gegen den späteren Finalisten Kroatien erst im Elferschießen, im Halbfinale der EM 2020 gegen England erst durch einen äußerst umstrittenen Elfmeter in der Verlängerung. Ach ja: Dänemark hat keine sechs Millionen Einwohner.
Was macht der Verband anders? Wenn Jesper Engmann vom "Jyllands-Posten" die Struktur des Verbands beschreibt, fühlt man sich an den ÖFB erinnert. Im siebenköpfigen Vorstand sitzen Regionalfunktionäre, zwei Abgesandte des Amateurfußballs und ein Vertreter der Profiliga. Ex-Profi Peter Møller ist Sportdirektor, er hat Erfolgstrainer Kasper Hjulmand bestellt.
Während das ÖFB-Präsidium von Grüppchenbildung und persönlichen Eitelkeiten durchzogen ist, zieht man in Dänemark an einem Strang. "Es ist ein demokratischer Prozess, einmal im Jahr treffen sie sich", sagt Engmann. Fußball boomt wohl auch dank der Erfolge des Nationalteams. 345.000 Menschen spielen organisierten Fußball, 2021 stieg die Mitgliederzahl um elf Prozent.
Und warum läuft es auf der höchsten Ebene so gut? "Es ist schwer festzumachen. Vielleicht sind das Geheimnis die Nachwuchstrainer", sagt Engmann. "Wenn du zu einem kleinen Club kommst, um dein Kind und ein paar andere zu trainieren, wirst du zu Kursen eingeladen." Jüngst hat der Verband eine neue Vierjahresstrategie beschlossen, es kommt ein neues Hauptquartier samt Höchstleistungsabteilung. "Sie wollen sich weiterentwickeln, nicht mit dem guten Nationalteam begnügen und stagnieren." (Martin Schauhuber, 11.4.2022)