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Ein Security-Mitarbeiter entfernt Aufkleger von den Schaufenstern einer Chanel-Filiale nach einer Protest-Aktion in Moskau.

Foto: Reuters/Maxim Shemetov

Tod der Chanel-Tasche! Die Antwort beliebter russischer Influencerinnen auf Sanktionen gegen Russland lässt weder Leidenschaft noch Entschlossenheit vermissen. Mit geschürzten Schlauchbootlippen wedeln sie ihre Chanel-Handtascherln in die Kamera, den Zorn der Gerechten im Auge – bevor sich die Empörung gegen westliche Dekadenz in einem feinmotorischen Zerstörungswerk mittels Schere entlädt. Es gehe ihnen um hehrere und innerere Werte als jene des käuflichen Luxusprodukts.

Bye-bye Chanel!

Die Botschaft hinter der tiefgründigen Intervention: Bye-bye Chanel! Abgesehen davon, dass so ein Täschchen durchaus ein so faszinierendes wie wertvolles Innenleben haben kann: Der Sinneswandel überrascht mit seinem halsbrecherischen Tempo, es ist nicht so lange her, da postete man Luxusmarken-Selfies in Social Media. Breiten wir den Chanel-Mantel der Gnade darüber.

Kein neues Phänomen

Selbstgeißelung hat etwas beinahe Traditionelles, lange vor den Influencerinnen tauchte ein Video im Netz auf, das einen sanktionswütenden Russen beim Arbeiten am Apple-Gerät zeigte – mit dem Hammer. Dieses Phänomen ist nicht neu: Im Jahre 2014 rasierten sich russische Männer mit Schaum vor dem Mund ihre gepflegten, wohl auch geliebten Bärte ab – aus Empörung über den Song-Contest-Sieg der Conchita Wurst. Ach, all diese Energie ist so unkonstruktiv verschwendet. Statt #ByeByeChanel würde Russland #ByeByePutin weitaus besser stehen. (Julya Rabinowich, 10.4.2022)