Ukrich Seidls "Rimini" wurde auf der Diagonale als bester Spielfilm ausgezeichnet.

Foto: Stadtkino Filmverleih

Bis zum finalen Wochenende sah auf der Grazer Diagonale noch alles nach einem optimistischen Frühlingserwachen der heimischen Filmbranche aus. Beim Pressegespräch "Good News! Fortsetzung folgt?" am Samstag wurde jedoch bekanntgemacht, dass die Filmproduktion in Österreich schon dieses Jahr auf einen dramatischen Stopp zulaufen könnte.

Der Grund für die plötzliche Dramatik: Die im Wirtschaftsministerium angesiedelte Förderschiene Filmstandort Austria (Fisa) hat ihre jährlichen Mittel von 7,5 Mio. Euro für 2022 bereits im ersten Quartal komplett ausgeschöpft. Ohne dieses Cash-Rebate-Modell, bei dem 25 Prozent der Ausgaben rückerstattet werden, könnten heuer bis zu 20 bereits durchfinanzierte Produktionen nicht realisiert werden.

Fehlende Valorisierung

Eine Ursache für die Notsituation liege darin, dass seit der Einführung von Fisa im Jahr 2010 keine Valorisierung stattgefunden habe, sagte Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Produzent und Obmann des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich. Da durch die Pandemie aufgeschobene Produktionen nun mit einer größeren Zahl neuer Projekte zusammenfielen, bleibt nicht genug Geld für viele Filme in der Pipeline übrig.

Um dem Engpass zu entkommen, wird eine einmalige Aufstockung gefordert, ansonsten "steht eine ganze Berufsgruppe vor dem Nichts", wie es die Regisseurin Marie Kreutzer dramatisch ausdrückte. Mittelfristig braucht es jedoch größere Anstrengungen: Anders als in den meisten europäischen Ländern fehlt in Österreich weiterhin ein steuerliches Anreizmodell. Im Koalitionsabkommen der Regierung sei ein solches zwar bereits verankert, so Dumreicher-Ivanceanu, aber bisher wurde es nicht umgesetzt: "Der Ball liegt beim Finanzministerium."

Keckes Debüt

Auf der Diagonale selbst wurden am Sonntag einige der Filme prämiert, die zuletzt dem heimischen Film international Strahlkraft verliehen hatten. Ulrich Seidls Ode auf einen Schlagersänger und Teilzeit-Gigolo, Rimini, erhielt den Preis für den besten Spielfilm, auch Sebastian Meises Große Freiheit wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter Georg Friedrich als bester Schauspieler.

Mit Para:dies gab es auch ein Spielfilmdebüt unter den Gewinnern: Julia Windischbauer und Elena Wolff verkörpern in einem sich als Dokumentarfilm tarnenden Beziehungsdrama ein queeres Paar, das vor der Kamera einer Dritten keck und ohne Scheu Einblicke in seinen Alltag gewährt. Windischbauer, die fragile Figur der beiden, wurde als beste Darstellerin gewürdigt. Als bester Dokumentarfilm wurde Sabine Derflingers Alice Schwarzer ausgezeichnet. (Dominik Kamalzadeh, 10.4.2022)