Peugeot will der fahraktivere sein, auch wenn der DS optisch eher danach aussieht. Dieser Eindruck drängt sich beim Umsteigen unmittelbar auf. Bei aller Komfortorientiertheit, die man getrost als gemeinfranzösisches Phänomen bezeichnen kann, hatte Peugeot seit vielen Jahren stets die größte Annäherung an die deutsche Herangehensweise bei der Fahrwerksabstimmung gewählt.

Das neue Peugeot-Design, das erstmals im 308 in Erscheinung tritt, ist noch etwas gewöhnungsbedürftig...
Foto: Stockinger

Dies nur rasch vorweg, sehen wir uns einmal das Antriebskapitel an. In der aktuellen Fahrzeuggeneration verabschiedet sich die bisherige Diesel-Großmacht PSA vom Selbstzünder. Sie beherrschten das Thema meisterhaft, man vermisst schon jetzt die Verbrauchswerte und Reichweiten. Um den Verbrauchsvorteil halbwegs zu kompensieren, setzt inzwischen alle Autowelt auf das mythische Chimären-Prinzip: Mischwesen aus verbrennungsmotorischem und elektrischem Antrieb, deren Tanks sich an der Zapfsäule und deren Batterien sich an der Steckdose aufladen lassen. Ist schwer, die Technik, sauteuer auch. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn auch hier das Denken in Bausätzen prosperiert.

...jenes des DS 4 überzeugt auf Anhieb.
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Bei den Massenherstellern sind es vor allem Hyundai-Kia, der VW-Konzern und eben die französische Reichshälfte von Stellantis, PSA (Peugeot, Citroën, DS, Opel), die bei Plug-in-Hybrid auf Großserieneinsatz von Modulen setzen, um dadurch die Kosten beim Einkauf drücken und ihre Ware für die Kundschaft wenigsten einigermaßen erschwinglich bepreisen zu können.

Bis zu 60 Kilometer E-Reichweite

PSA: Je nach Fahrzeuggröße und damit Bauraum werden Akkus unterschiedlicher Größe verbaut sowie E-Motoren unterschiedlicher Leistungsstufen vorne, bei den prestigeträchtigsten Baureihen von Peugeot, DS und Opel auch noch hinten, woraus sich dieser neumoderne Misch-Allradantrieb ergibt.

Bei Peugeot 308 und DS 4 handelt es sich um die absatzträchtige Golf-, die Kompaktklasse, auch wenn 3,37 Meter Länge hie und 4,40 da gar nicht mehr so kompakt klingen. Verbaut ist in beiden fast dasselbe Antriebspaket: ein 110-kW-Elektromotor vorne, eine Batterie mit 9,9 kWh Nettokapazität sowie ein 1,6-Liter-Turbo-Vierzylinderbenziner.

Bei Peugeot ist der Tacho über dem Lenkradkranz ablesbar...
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Dessen Leistung macht den einzigen Unterschied in beiden Testfahrzeugen aus: Im 308 erbringt das Aggregat 110 kW (150 PS), im DS 4 133 kW (180 PS), woraus sich Systemleistungen von 133 und 155 kW (180 und 225 PS) ergeben – das Plug-in-Topmodell vom 308er hat übrigens das identische Paket und dieselbe Systemleistung wie der DS 4 (der aber ausschließlich in dieser einen Plug-in-Hybrid-Version erhältlich ist).

In beiden Fällen geht etwas Kofferraum unter dem Ladeboden verloren, sodass sich der Wert beim 308er 361 bis 1271 statt 412 bis 1323 Liter liest, beim DS 4 390 bis 1190 statt 430 bis 1240, und beim Gewicht kommen jeweils um die 250, 260 Kilos dazu.

...bei DS klassisch, ein HUD gibt es auch. Und beide setzen sie auf Touchbedienung.
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Was bei beiden Typen im Fahrbetrieb auffällt, ist mitunter: Traction-Verlust Avant – sofern der Hinweis auf den legendären Citroën aus der Vor- und Nachkriegszeit erlaubt ist. Nicht nur bei feuchtem, auch bei trockenem Untergrund neigen beide, man kannte das zuletzt bei den Dieselaggregaten, zu temporärem Traktionsverlust an den Antriebsrädern, speziell im E- (und Sport-)Modus: Der E-Motor reißt ganz schön an, 320 Nm Drehmoment stehen gewissermaßen vom Fleck weg zur Verfügung, das will behutsam dosiert sein. Auch die Feinabstimmung zwischen E und Otto sowie zwischen Rekuperieren und Bremsen verläuft nicht immer ganz harmonisch.

Sowohl Peugeot 308 als auch DS 4 geben bis zu 60 Kilometer Elektroreichweite an. Sie hatten das Glück, uns genau in jener Übergangsjahreszeit zuzulaufen, in der weder sonderlich viel geheizt noch gekühlt werden muss, und schlugen sich deshalb wacker, um die 50 Kilometer waren jeweils problemlos drin.

Grundsätzlich ja

Grafik: Der Standard
Grafik: Der Standard

Aber es wurde ja die Frage nach eigenständigen Charakteren aufgeworfen und nach dem Ob und Wie. Sie lässt sich für beide mit "grundsätzlich ja" beantworten, das Wie vorwiegend vermittels Design und Abstimmung.

Bei Peugeot ist ein neuer Chefdesigner am Werk, der der Marke ein neues Erscheinungsbild aufprägt. Außen, ganz persönliche Meinung, tue ich mir noch schwer nach all den so außerordentlich überzeugenden Peugeots der vorigen Generation, innen fällt es mir leichter, wobei mir besonders die ergonomische, fahrerorientierte Ausformung des Cockpits behagt. Passt zum sportiveren Charakter des Fahrzeugs und seinem knackigen Fahrwerk.

Der DS 4 will in der Premiumliga spielen, ergo verwenden die Innenausstatter noch mehr Sorgfalt und Mühe auf Auswahl und Gestaltung der Materialien, es geht alles optisch aufrechter, frontaler zu als im 308, und das HUD, das Head-up-Display also, ist prima. In beiden sitzt es sich gut, der DS ist aber insgesamt komfortabler ausgelegt. Nur beim Außendesign, das entfernt an Lexus erinnert, da macht der DS auf progressiver. Wiederum persönliche Ansicht: für mich der stimmigste DS bisher. Und das Touch-Bedienkonzept? Da gibt’s bei beiden Luft nach oben. (Andreas Stockinger, 16.4.2022)