Am besten geht es Schweinen in Biobetrieben.

Foto: STANDARD/Regine Hendrich

Für viele Familien darf ein guter Schinken beim Osterfest nicht fehlen. Doch wem Tierschutz oder die Umwelt ein Anliegen ist, der wird sich beim Einkauf lange umsehen müssen: Über 90 Prozent des Schweinefleischs in Österreich erfüllen keine der untersuchten Tierschutz- und Umweltkriterien – zu diesem Ergebnis kommt der von der Umweltschutzorganisation Greenpeace und der Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) veröffentlichte Gütezeichen-Guide mit Einkaufsratgeber zu Schweinefleisch in Österreichs Supermärkten. Und somit lautet das Fazit: "Das "arme Schwein" ist in Österreich leider weiterhin Realität, resümiert Greenpeace.

Ratgeber

Anlässlich des anstehenden Osterfestes raten Greenpeace und TOW den Konsumentinnen und Konsumenten, sich beim Kauf von Osterschinken an den Einkaufsratgeber zu halten und zu Bioprodukten oder Produkten aus Tierwohlprojekten zu greifen. Von der österreichischen Bundesregierung fordern Greenpeace und TOW eine Anhebung der Mindeststandards für die Haltung von Schweinen sowie eine gesetzliche Kennzeichnung der Haltungsbedingungen am Produkt.

"Bereits im Jahr 2020 haben wir mit dem Gütezeichen-Guide diese Misere aufgezeigt, seither wurden die dringend nötigen Reformen komplett verschlafen. Weiterhin stecken im Großteil des österreichischen Schweinefleischs Tierleid und Umweltzerstörung – die Idylle, die uns die Werbung vorgaukelt, gibt es in kaum einem Mastbetrieb in Österreich. Auch nicht in jenen mit dem rot-weiß-roten AMA-Gütesiegel", kritisiert Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Sebastian Theissing-Matei.

Mindeststandards "Armutszeugnis"

Die gesetzlichen Mindeststandards für die Haltung dieser sensiblen Tiere seien ein Armutszeugnis für ein Land, das sich gerne als Vorreiter im Tierschutz präsentiert. Die österreichische Bundesregierung darf hier nicht länger tatenlos zusehen und muss dringend handeln: "indem sie endlich die erste Tierhaltungsverordnung ambitioniert überarbeitet und eine verpflichtende Haltungskennzeichnung direkt am Produkt einführt", fordert Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien.

Der aktualisierte Einkaufsratgeber nimmt 26 gängige Siegel und Gütezeichen für Schweinefleisch im Supermarkt unter die Lupe und bewertet diese nach zwölf Tierschutz- und Umweltschutzkriterien. So wurde etwa überprüft, ob das jeweilige Gütezeichen garantiert, dass Schweinen das Ringelschwänzchen nicht abgeschnitten wird, ob die Tiere ohne Gentechnik-Futtermittel gefüttert werden und ob tierquälerische Vollspaltenböden verboten sind. Konventionelles Schweinefleisch, auch jenes mit dem rot-weiß-roten AMA-Gütesiegel, erfüllt keines der zwölf Kriterien.

Die konventionellen Tierwohlprojekte der österreichischen Supermärkte erfüllen demgegenüber acht bis neun der Kriterien, Biomarken erfüllen zehn bis zwölf. Schweinefleisch aus konventionellen Tierwohlprojekten ist in den Supermärkten zwar angekommen und wird hie und da ausgebaut, allerdings handelt es sich dabei weiterhin nur um eine Nische in den Regalen. Auch Bioschweine machen weiterhin nur rund drei Prozent aller Schweine in Österreich aus.

Seit Jahren in der Kritik

"Wer Schweinefleisch kauft, etwa für das Osterfest, sollte sich dringend an den Einkaufsratgeber halten und dementsprechend zu Biofleisch oder zu Fleisch aus den Tierwohlprojekten der Supermärkte greifen. Das schont die Umwelt und garantiert den Schweinen ein besseres Leben", so Persy und Theissing-Matei.

Die Haltebedingungen von Schweinen stehen bereits seit Jahren in der Kritik. Anders als bei anderen Tieren führen diese kaum zu Produktionseinbußen, weswegen dem Tierwohl oft keine Beachtung geschenkt wird. Oft sehen die Schweine nie Stroh und leben dicht gedrängt. Mehr als 60 Prozent werden auf Böden mit Spalten gehalten, damit Exkremente in die Güllegrube darunter fallen können. Damit ersparen sich die Betriebe den Aufwand, den Kot wegräumen zu müssen. Das führt allerdings zu Verletzungen und Entzündungen. (muz, APA, 11.4.2022)