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Gut schläft es sich auf der Couch, wie Willow, die Katze des US-Präsidents Joe Biden, vormacht.
Foto: Reuters / The White House / Erin Scott

Pro
von Katharina Rustler

Im Grunde ist es ja eine wirklich schöne und nächstenliebende Idee, anderen Menschen eine kostenlose Unterkunft anzubieten, und zwar völlig fremden Personen, die sich auf Reisen befinden, knapp bei Kasse und sozial aufgeschlossen sind.

Das Prinzip des Couch-Surfings ist noch ehrlicher als der Gründungsgedanke von Airbnb, es handelt sich bei ihm um waschechte Gastfreundschaft. Denn egal, ob Besucherin oder Host: Man lernt andere Menschen aus nächster Nähe kennen. Reisende, die auf der Suche nach Realness und Authentizität sind, werden wohl in den Wohnzimmern von Locals fündig.

Da drängt sich die Frage auf, warum ich selbst noch nie gesurft bin: Weder habe ich meine Couch dafür angeboten, noch eine fremde bezogen. Dabei bleibt unser Sofa wie in vielen Haushalten nächtens verwaist. Und eigentlich klingt die Idee, auf einem anonymen Sitzmöbel, ganz woanders zu übernachten sehr jugendlich und abenteuerlich. Mögliche Horrorszenarien lesen Sie bitte beim Kollegen!

Kontra
von Martin Putschögl

Ich habe eine Couch und ein kleines Kind, und ich weiß deshalb, was Couches in dieser Lebensphase so alles durchmachen müssen. Sie sitzen vielleicht gerade beim Essen, deshalb will ich Ihnen Details ersparen, aber ... Ja, das hatten wir mehrmals. Und ja, das auch, einmal. War aber ganz fest und ließ sich gut entfernen.

Das ist aber gar nicht mein Hauptargument gegen Couch-Surfing. Denn dass man seine besudelte Couch einem Fremden anbietet, davor sollte einen ja die gute Kinderstube bewahren. (Andererseits: Wem sonst, wenn nicht einem Fremden? Schon mal darüber nachgedacht?)

Aber dieses ganze "Urlaub bei Locals"-Ding reizt mich einfach überhaupt nicht. Ich will niemandem auf die Nerven gehen und halte Privatsphäre für eine zivilisatorische Errungenschaft, wobei beides auf Gegenseitigkeit beruht. Vor allem aber liebe ich Hotelfrühstück. Allerdings erst ab vier Sternen. Man merkt schon: Für Couch-Surfing bin ich definitiv zu alt. (RONDO, 21.4.2022)