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Immer wieder betont die RBI, dass sie alle Optionen prüfe, wie es mit dem Russland-Geschäft weitergehen soll. Die Société Générale verlässt das Land und muss viel abschreiben – gibt aber auch viel Risiko ab.

Foto: REUTERS/Maxim Shemetov

New Haven – Seit dem Angriff auf die Ukraine ist es für Unternehmen schlecht für das Image, weiterhin in Russland tätig zu sein. Zwar haben viele Firmen kurz nach Kriegsbeginn das größte Land der Welt verlassen, doch es bleiben mehr dort, als man meinen möchte. All diese Betriebe trägt der US-Wirtschaftsprofessor Jeffrey Sonnenfeld in einer schwarzen Liste zusammen. Schnell tauchte der Beiname "Hall of Shame" auf. Größtenteils begründen diese Unternehmen ihre Entscheidung mit der Verantwortung gegenüber der Bevölkerung, die den Krieg nicht begonnen habe. Andere schweigen.

Sonntagnachmittag waren auf dieser Liste fünf österreichische Namen zu finden: OMV, Raiffeisenbank International (RBI), Red Bull und die beiden Holzkonzerne Egger und Kronospan. DER STANDARD hat berichtet. Am Montag wurde die Liste aktualisiert, plötzlich tauchen 20 heimische Namen auf (Stand Montag, 16.45 Uhr). Für Sonnenfeld gibt es Abstufungen: Wer etwa Neugeschäft streicht, oder wer "business as usual" betreibt. Zu Letzteren zählen etwa Wienerberger, Palfinger oder Schoeller Bleckmann.

Société Générale verkauft Geschäft

Die RBI prüfe alle Optionen, zu denen auch der Rückzug zählt, heißt es. Wie ein Abschied aus Russland funktionieren könnte, hat die französische Großbank Société Générale (SocGen) vorgezeigt. Sie verkauft ihre Russland-Tochter Rosbank an den vorherigen Eigentümer Interros Capital – die Beteiligungsgesellschaft des russischen Oligarchen Wladimir Potanin. Die SocGen müsse nun zwei Milliarden Euro abschreiben, teilte sie am Montag mit.

Weil durch den Verkauf noch viel größere Risiken aus ihrer Bilanz verschwinden, soll sich die Belastung aber im Rahmen halten. Diese Risiken standen Ende Dezember bei rund 15,4 Milliarden Euro. Zudem zahlt der Käufer den Angaben zufolge nachrangige Schulden der Russland-Tochter zurück. An der Börse kamen die Nachrichten entsprechend gut an. Die Aktie legte am Montag ordentlich zu.

Kein unbekannter Käufer

Interros Capital übernimmt auch das russische Versicherungsgeschäft des französischen Geldhauses. Der Käufer ist nicht nur für die Rosbank kein Unbekannter. Das Unternehmen des Oligarchen Potanin kontrolliert auch knapp 36 Prozent der Anteile an dem russischen Bergbau-Konzern Norilsk Nickel. Der Konzern ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Nickel und Palladium und spielt auch auf den Märkten für andere sogenannte Buntmetalle wie Kupfer und Kobalt eine wichtige Rolle.

Branchenexpertin Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC begrüßte den Verkauf des Russland-Geschäfts. Die Auswirkungen auf die harte Kernkapitalquote seien handhabbar, schrieb sie in der Früh. Der Schritt beseitige die vorherigen Unsicherheiten und senke die Kapitalkosten. (and, 12.4.2022)